Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
Energieeffizient und nachhaltig | Wohnungsbau in historischer Bausubstanz
38442 Wolfsburg, Am Küsterberg 6
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SG CONCEPTS GmbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SG CONCEPTS GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Küsterberg 6, 38442 Wolfsburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
05.2025
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
7.009 m³
Bruttogrundfläche
2.508 m²
Nutzfläche
2.393 m²
Verkehrsfläche
107 m²
Wohnfläche
1.533 m²
Grundstücksgröße
4.068 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
2.500.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
5.500.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die behutsame Transformation eines erhaltenswerten Scheunengebäudes zu modernem Wohnraum unter Verwendung historischen Baumaterials wurde in Ehmen, einem Ortsteil von Wolfsburg, Niedersachsen, vollzogen.
Das Scheunengebäude in Wolfsburg wurde in einer umfassenden Sanierung von 2022 bis 2025 behutsam zu einem zeitgemäßen Wohnensemble mit 16 Wohnungen transformiert. Das den Dorfkern mitprägende Gebäude direkt an der Kirche wurde dabei in seiner Außenwirkung erhalten und durch gemeinschaftlich nutzbare Außenbereiche bereichert. Dadurch vereint das Projekt den Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz mit moderner Wohnqualität und innovativen ökologischen Lösungen auf einer BGF von 2.508 m².
Die Zielsetzung. Das Konzept.
Die grundlegende Zielsetzung des Bauherrn bestand darin, die Hofanlage mit dem Scheunengebäude als Bestandteil des Dorfkerns und ehemaliger Familienhauptsitz zu bewahren und gleichzeitig attraktiven Wohnraum in dieser einmaligen, idyllischen Umgebung zu schaffen. Somit erfolgte der Umbau des Scheunengebäudes dem Prinzip der maximalen Erhaltung des Bestands unter behutsamer Integration der zeitgemäßen Funktionen einer modernen, nachhaltigen Wohnnutzung. Zudem wird durch die Umnutzung der Freifläche vor dem Gebäude ein zentraler Hofbereich als identitätsstiftendes Element zum Versammeln, Feiern und zum Austausch geschaffen, der die Gemeinschaft stärkt.
Die Entwässerung der Nebenanlagen und des Scheunengebäudes erfolgt einmal im hinteren und einmal im vorderen Bereich des Gebäudes und wird dazu genutzt, zwei Feuchtbiotope mit jeweils einer geschützten Spielfläche für Kinder bzw. einer Aufenthaltsfläche im Grünen zu schaffen. Auch dies trägt neben der Erhaltung der Artenvielfalt dazu bei sich kennen zu lernen und die Gemeinschaft zu stärken.
Zudem ermöglicht die Umnutzung der Flächen hinter dem Gebäude die Platzierung von Carportanlagen und großzügigen, den Wohnungen zugeordneten, Abstellräumen für Fahrräder, E-Bikes und sonstigen persönliche Gegenstände. Diese Nebenanlagen sind unter anderem die neuen Energieversorger des Scheunengebäudes. Um das zu gewährleisten, wurde auf allen Dächern PVT- und PV-Anlagen installiert, deren Ertrag die Heizung speist und zudem einen Großteil des Strombedarfs deckt.
Die Gestaltung.
Der gestalterische Ansatz zeichnet sich durch eine zurückhaltende, detailverliebte Ausgestaltung des Bestands aus. Statt auffälliger Elemente wurden die historischen Strukturen respektvoll weiterentwickelt. So werden weitestgehend vorhandene Öffnungen als Fenster und Eingangsbereiche genutzt, um das äußere Erscheinungsbild zu bewahren. Im Inneren werden die Grundrisse unter Berücksichtigung der vorhandenen Fachwerkstrukturen und des vorhandenen Holzständerwerks sensibel moderne Wohnungen geschaffen. Dies kreiert die Herausforderung die natürliche Belichtung in allen Räumen weiterhin zu gewährleisten. Innenliegende Fenster und Lichtachsen übernehmen diese Aufgabe unter Beibehaltung der vorhandenen Raumhöhen eindrucksvoll.
Die Nachhaltigkeit. Autark Wohnen.
Als Effizienzhaus sorgen die Innendämmung der Wände, die Einbringung eines neuen gedämmten Fußbodenaufbaus, eine neue Aufdachdämmung sowie neue Fenster- und Türanlagen dafür, dass der Energiebedarf des Gebäudes trotz der erhaltenswerten Bausubstanz sehr gering ausfällt. Nach erfolgreicher Wiederherstellung der Bestandswände sorgt die Verwendung von Holzfaserdämmstoffen und Lehmputz für optimalen Schallschutz und ein sehr angenehmes Raumklima. Dies bereits während der Bauphase, da die Staubentwicklung und die Kondenswasserbildung erheblich reduziert wurden.
Zudem wurden alle Wohnungen mit einer Fußbodenheizung versehen. Dieser Heizbedarf wird durch die zwei PVT- Anlagen auf den Nebengebäuden, einem Eisspeicher mit 4 Solewärmepumpen und 2 Booster-Wärmepumpen für den Einsatz im Winter für alle 16 Wohnungen vollumfänglich gedeckt. Die Warmwasserbereitstellung erfolgt dabei mittels Durchlauferhitzern, um auf Zirkulationsleitungen verzichten zu können, die auf Grund der langen Wege zum gemeinschaftlichen Technikkeller sehr ineffektiv gewesen wären. Den Strombedarf der Durchlauferhitzer decken insgesamt 3 PV-Anlagen und Batteriespeicher, die zusätzlich zum Wärmekonzept jeder Wohnung 2 eigene PV-Module zuordnet. Die Anzahl der zu der Wohnung als Eigenstrom zugeordneten PV-Module lässt sich flexibel erweitern, sobald die gesetzliche Vorgabe mehr Module je Wohnung erlaubt. Zudem ist jeder Wohnung ein Parkplatz zugeordnet, der für eine Ladestation vorbereitet ist, so dass der Mieter das eigene Fahrzeug über bidirektionales Laden als Batteriespeicher nutzen kann.
Jede Wohnung verfügt zudem über ein eigenes Tablet mit dem die Energieerzeugung verfolgt werden kann und der eigene Bedarf gesteuert und abgelesen werden kann. Neben der Heizungssteuerung und der Steuerung der eigenen PV-Module, kann das mit einer Wandhalterung fixierte Tablet natürlich auch für alle anderen üblichen Funktionen, zum Beispiel als Bilderrahmen mit Diashow etc., verwendet werden.
Neben dem Scheunengebäude ist auch das Haupthaus als Bestandsgebäude an das Gebäudenetz angeschlossen. Im Haupthaus sind im EG eine Logopädie und im OG eine weitere große Wohnung integriert, so dass für das gesamte Areal ein Gebäudenetzwerk entsteht und alle Gebäude nur noch mittels eines Frischwasseranschlusses und eines Stromanschlusses von der Gemeinde versorgt werden. Für letzteres wurde extra eine eigene Trafostation errichtet, damit die verpflichtende Einspeisung des Stroms der PV-Anlagen die Versorgungsleitungen nicht überlastet.
Weil die beiden Bestandseinheiten im Haupthaus nicht über eine Fußbodenheizung verfügen und somit eine höhere Temperatur für die Heizungsanlage notwendig ist, wird das System für das Haupthaus mittels einer eigenen Anlage, in der auch das Warmwasser mittels eines Pufferspeichers über die Heizungsanlage bereitgestellt wird, erweitert. Diese Einbindung des Haupthauses als vermieteten Bestands stellte die Planung vor eine große Herausforderung, die über die Erweiterung der Anlage um eine zusätzliche Komponente gelöst werden konnte.
Die Entwässerung des Regenwassers erfolgt über mehrere Rigolensysteme, 2 großen Versickerungsmulden und der Verwendung von Ökopflaster, um die Versiegelung der Flächen zu reduzieren.
Das Material. Das Design.
Die verwendeten Materialien beziehen sich stets auf die historische Bausubstanz. So werden die Deckenbalken und das Fachwerk soweit es geht sichtbar gelassen, die Türen folgen dem Erscheinungsbild von Scheunentoren, die Wände sind nur mit verdünnter Kalkfarbe geweißt und nicht deckend gestrichen, um den Lehmputz atmen und die Wände leben zu lassen und die Innenfenster erinnern an alte Scheunenfenster. Alle neuen Materialien nehmen sich dezent zurück. Angefangen von den Sanitärobjekten bis zu den Leuchten folgen alle neuen Elemente einer reduzierten klaren Linienführung, um das Gebäude, bzw. die Raumsituation wirken lassen zu können.
So sind Wohnungen entstanden, deren Technik und Ausstattung sich behutsam in den Bestand integriert.
Außenanlagen zum Leben.
Die Gestaltung der Außenanlagen vereint funktionale Notwendigkeiten, wie Parken, Abstellmöglichkeiten alternativer Fortbewegungsmittel, die Energieerzeugung und Entwässerung mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen, wie Spielflächen, private Terrassenbereiche und einer flexiblen Hoffläche zum Feiern und für Veranstaltungen. Durch das Ineinandergreifen dieser verschiedenen Funktionen ohne deren gegenseitigen Beeinträchtigungen wird ein interaktiver Außenbereich mit hoher Lebensqualität geschaffen.
Das Fazit.
Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie erhaltenswerte Bausubstanz durch eine neue Nutzung wieder belebt werden kann. Es ist ein lebendiger Ort entstanden, der sich weiterhin in den Dorfkern einfügt und den die Bewohner und Anwohner jetzt schon lieben. Dies ist dem geschuldet, dass der Umbau sehr behutsam und sehr nachhaltig erfolgte und in der Raumgestaltung die Abstimmung von privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen stets sehr sorgsam geplant wurde. Angefangen bei der Aufteilung der Wohnungen, bis hin zur Nutzung der Terrassen und Freibereiche.
Der hohe Grad der Autarkie untermauert zudem, dass das Thema Nachhaltigkeit in der erhaltenswerten Bausubstanz mittels historischen Baumaterialien sehr gut realisierbar ist.
Somit ist dieses Projekt ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen im Bestand.
Beschreibung der Besonderheiten
- Fachwerk, Lehmbauweise
- nachhaltige Bauweise
- hervorragend wärmegedämmt
- weitgehend autark
TECHNISCHE AUSSTATTUNG DER WOHNUNGEN
- Heizung mittels Wärmepumpe und PVT-Anlage
- Warmwasser mittels PV-Anlage
- Photovoltaikmodule zur Deckung des eigenen Strombedarfs
- Heizungs- und Stromverbrauchssteuerung bequem per App
- Eigene Fahrradrume und Parkplätze mit Vorbereitung für E-Mobilität
GEMEINSCHAFT
- Unterschiedliche Wohnungsgrößen sowie barrierearme Wohnungen sorgen für eine Durchmischung der Mieterstruktur.
- Gemeinsame Bereiche fördern gemeinschaftliche Aktivitäten für eine lebendige Nachbarschaft.
- Die Hoffläche bietet Platz für Aktionen und Veranstaltungen inmitten des alten Dorfkerns.
Nachhaltigkeit
Der Umbau einer erhaltenswerten Scheune zu einem modernen Mehrfamilienhaus.
Nachhaltiger Umbau einer historischen Scheune zum Mehrfamilienhaus
Die Umnutzung einer Scheune zu einem modernen Mehrfamilienhaus verbindet bei diesem Projekt ökologisches Bauen mit dem bewussten Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz. Im Fokus stehen eine zukunftsweisende Energieversorgung, ökologische Dämmmaterialien und die Wiederverwendung wertvoller Baumaterialien – im Sinne einer verantwortungsvollen, nachhaltigen Baukultur.
1. Innovatives Wärmekonzept – CO₂-arm und hocheffizient
Die Energieversorgung des Gebäudes basiert vollständig auf regenerativen Quellen und intelligenter Speichertechnik. Das Ziel: eine nahezu autarke, emissionsarme Beheizung und Stromversorgung. Um dies zu erreichen wurden folgende Kernkomponenten verbaut:
- 78 PV-T-Kollektoren auf dem Dach liefern gleichzeitig Wärme und Strom.
- 84 zusätzliche PV-Module erhöhen die Eigenstromerzeugung.
- Ein unterirdischer Eisspeicher (10.000 Liter) dient als saisonaler Wärmespeicher mit Phasenwechseltechnologie.
- 4 Sole-Wärmepumpen und 2 Luftwärmepumpen mit je 19 kW Heizleistung versorgen das Haus effizient und bedarfsgerecht.
- Drei Pufferspeicher (2×800 Liter + 1×800 Liter Quellenpuffer) gewährleisten eine ausgeglichene Verteilung und Bereitstellung der Energie.
Diese Technologie sorgt nicht nur für niedrige Betriebskosten, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
2. Ökologisches Dämmkonzept – gesundes Wohnen im Bestand
Gerade im Altbau ist eine durchdachte Dämmung entscheidend für Energieeffizienz und Wohnkomfort. Zum Einsatz kommen ausschließlich hochwertige, umweltverträgliche Materialien:
- Die Innendämmung erfolgt mit 8 cm Holzfaserdämmplatten, verputzt mit Lehm – einem natürlichen Baustoff mit feuchteregulierenden Eigenschaften. Ein spezieller Feuchteschutznachweis wurde im Rahmen des Lehmbaukonzepts erbracht.
- Das Dach erhielt eine 18 cm starke Aufdachdämmung aus Holzfaser, die sowohl Wärmeschutz als auch Schallschutz optimiert.
- Die Fußbodendämmung besteht aus 10 cm Polyurethan-Hartschaum (Wärmeleitgruppe 023) – eine besonders effiziente Dämmung bei geringer Aufbauhöhe.
- Moderne Fenster (U-Wert 1,1 W/m²K) und Haustüren (U-Wert 1,3 W/m²K) runden das energetische Konzept ab.
Diese Maßnahmen reduzieren Wärmeverluste, senken den Energieverbrauch und schaffen ein behagliches, gesundes Wohnklima.
3. Ressourcenschonung durch Wiederverwendung – Baukultur als Ressource
Ein zentrales Anliegen des Projekts war es, historische Bauelemente zu bewahren und wieder in das neue Gebäude zu integrieren:
- Originale Eichenholzbalken und Mauerwerkssteine aus der Scheune wurden sorgfältig rückgebaut, aufbereitet und an geeigneten Stellen erneut verbaut.
- Dadurch konnte nicht nur der Materialaufwand reduziert, sondern auch ein Stück Baugeschichte bewahrt werden.
- Diese Wiederverwendung ermöglichte eine spürbare Reduktion der Baukosten, weniger CO₂-Emissionen durch Transport und Herstellung – und verleiht dem Gebäude eine unverwechselbare Identität.
4. Regionale Wertschöpfung – Verantwortung vor Ort
Die Umsetzung erfolgt ausschließlich mit lokalen Handwerksbetrieben für kurze Wege und direkte Zusammenarbeit:
- CO₂-Einsparung durch reduzierte Transportstrecken
- Stärkung des regionalen Gewerbes und nachhaltiger Wirtschaftskreisläufe
5. Suffizienz & Gemeinschaft – smarte Flächeneinteilung, mehr Leben
Das Flächennutzungskonzept berücksichtigt die Notwendigkeiten stets so, dass Doppelnutzungen gefördert werden:
- 16 Wohneinheiten mit flexiblen Grundrissen für unterschiedliche Lebensmodelle
- Gemeinschaftsflächen (Außenbereiche, Technikräume) reduzieren den privaten Flächenbedarf
- Zentrale Infrastrukturen wie Heiztechnik und PV-Anlagen minimieren den Ressourcenverbrauch
6. Nachbarschaft als Konzept
Der Begriff Nachbarschaft wurde um die anliegenden Gebäude erweitert, da diese ebenfalls den Dorfkern prägen, sodass ausgehend von der Hausgemeinschaft ein Ort des Zusammenkommens für den gesamten Dorfkern geschaffen wird:
- Bewusst gewählte Hausgemeinschaft mit sozialen Schnittstellen
- Unterschiedliche Wohnungsgrößen fördern Vielfalt
- Gegenseitige Unterstützung im Alltag stärkt soziale Nachhaltigkeit
- Gemeinsame Hoffläche bietet die Möglichkeit für gemeinsame Aktivitäten, wie Hoffeste und Flohmärkte
Fazit: Mehr als Bauen – ein Beitrag für morgen
Der Umbau dieser Scheune zeigt eindrucksvoll: Nachhaltiges Bauen bedeutet nicht nur Energieeffizienz, sondern auch Wertschätzung für Bestehendes, Verantwortung für die Region und Raum für gemeinschaftliches Leben.
Auszeichnungen
BVF AWARD 2024 Kategorie Fußbodenheizung
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Solarthermie
Sekundärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
40,68 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
84,21 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
22,60 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
65 %
Warmwasser
32 %
Beleuchtung
3 %
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
16
Anzahl Stellplätze
22
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