Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer


COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Fakultät 6 - Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Nils Ziegenbalg

COLUMBARIUM - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Inspiration - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Kjetil Karlsen

Idee - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Ankunft - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Blick - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Schock - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Ruhe - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Staffelung - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Klarheit - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Bedachtsamkeit - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Blick zurück - COLUMBARIUM - ein Ort für den Abschied

© Nils Ziegenbalg

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Fakultät 6 - Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Nils Ziegenbalg

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

01.2025

Gebäudedaten

Bauweise

Sonstige

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

7.000 m³

 

Bruttogrundfläche

1.300 m²

 

Nutzfläche

1.250 m²

 

Verkehrsfläche

700 m²

 

Grundstücksgröße

50.000 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Herausforderung
Der Umgang mit dem Tod erzählt viel über die Kultur einer Gesellschaft. In unserer Zeit stellen der Tod und das Sterben ein Tabu dar, das aus unserem Bewusstsein verband und aus der Mitte unserer Gemeinschaft und Städte an den Rand gedrängt wurde. Dies war nicht immer so. In den meisten vormodernen und religiös geprägten Kulturen spielte die Erinnerungskultur eine wichtige Rolle. Das Gedenken an die Toten war ein zentraler Teil religiöser Zeremonien und kollektiver Rituale. Der Vergänglichkeit des Lebens war man sich bewusst und räumte ihr entsprechend Platz ein. Und auch bei uns gaben die Kirchen für lange Zeit einen festen Rahmen aus Regeln und Konventionen vor, wie die Bestattung und das Gedenken an die Toten abzulaufen hatte.
Wie der Rückgang der Bindung an Kirche und Religion erfolgt auch die Ablösung von der religiös geprägten Bestattungs- und Erinnerungskultur. Parallel dazu verläuft eine Entwicklung weg von der Erdbestattung auf Friedhöfen hin zu Feuerbestattungen mit Urnengräbern. Die mit diesen Entwicklungen verbundene Änderung der Bestattungskultur ist ein Prozess, der anhält und durch gesellschaftliche Entwicklungen sowie Zuwanderung aus Kulturen mit anderen religiösen Vorstellungen immer neue Impulse bekommt. Architektur hatte zu allen Zeiten die Aufgabe, den Vorstellungen von dem Jenseits Ausdruck zu verleihen und dem Abschied von Toten sowie der Erinnerung an sie einen würdevollen Rahmen und eine angemessenen Form zu geben. 
Das columbarium ist als Urnengrabstätte eine Bauform, die in Südeuropa lange etabliert, in unseren Breiten aber noch relativ neu ist. Es bezeichnet meist ein oberirdisches Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen dient einem Friedhof oder Krematorium angegliedert ist. Es stellte sich die Frage, wie durch Licht, Proportion, Material und durch die Inszenierung von Raumfolgen ein Ort geschaffen werden kann, der dem Abschied von einem geliebten Menschen angemessen ist und den Trauernden in dem Augenblick des Abschieds Halt geben kann.



MEINE ANKUNFT
Ich bin betroffen. Jedoch von keiner Krankheit, aber es fühlt sich so an. Ich fühle mich schlapp. Ich fühle mich erschöpft. Ich versuche halt zu finden, doch kann ich es nicht. Angekommen am Gelände wage ich den ersten Schritt in Richtung des Gebäudes. Jeder weitere Schritt, den ich die Treppe hinauf gehe, bringen meine Füße dazu schwerer und schwerer zu werden. Die Familie hat sich bereits auf dem Vorhof versammelt. Ich komme etwas zur Ruhe. Ich sehe bekannte Gesichter. Ich halte kurz inne. Die Sonne scheint und aus dem dichten Wald ertönt Vogelgezwitscher. Ich öffne meine Augen. Ich vergaß kurz den Grund, warum wir hier waren. Eine Angestellte findet ein paar nette einleitende Worte. Wir betreten das in der warmen Nachmittagssonne glänzend weiße Gebäude. In dem großen Vorraum bleiben wir kurz stehen. Die Angestellte versucht Worte zu finden, für das, was gleichkommen wird. Ich kann aber nur halbherzig zuhören, denn meine Gedanken übertönen jeden Laut.  Ich weiß, was gleich kommen wird.
Die Oberlichter, die den Raum in einen Schleier von Licht hüllen, weißen uns die nächste Etappe. Jeden Schritt wähle ich weise. Wir werden in einen Vorraum begleitet. Die Angestellte verlässt uns. Stille kehrt in den Raum ein. Für mich existiert nun nur noch der Raum. Ich vergesse die Welt, denn sie findet nun in diesen Raum statt. Ich öffne vorsichtig die nächste Tür. Meine Familie dicht bei mir. Da liegt er. Schlafend und ruhig sieht er aus. Am liebsten würde ich ihn gern aufwecken, doch so sehr ich auch rütteln und schreien könnte, seine Augen würde er nicht öffnen. Ich brauche Abstand und öffne die nächste Tür. Die Nachmittagssonne fällt durch den Spalt und ich trete heraus. Meine Gedanken, dunkel und bedrücken, entweichen in den klaren wolkenlosen Himmel.
Wir kehren nach ein paar Tagen zum glänzend weißen Bau zurück. Wir werden wieder höflich Empfangen. Ich sehe das Oberlicht, welches den Ofenraum kennzeichnet.  Wir gehen den Lichtdurchfluteten Gang entlang. Mein Atem wird langsamer. Ich weiß, was hinter der Tür wartet und doch habe ich Angst, dass ich es nicht verkrafte. Meine Familie gibt mir Mut. Ich nehme Abschied und sehe, wie er in die glühenden Steine gefahren wird. Auch wenn es sich komisch anhört, aber ich fühlte mich erlöst. Die schwere Last, die ich seit Tagen trage, scheint nun mit ihm verbrannt worden zu sein. Meine Familie tritt durch die Tür. Wir versammeln uns auf der Terrasse und liegen uns in den Armen.
Wir gehen auf der Anlage spazieren. Wir tauschen uns über die Geschehnisse aus und doch scheint jeder noch sein eigenes Päckchen zu tragen. Vorerst sind meine Sorgen verschwunden und Ruhe kehrt in mein Leben ein.

MEINE BEGENUNGEN
Nachdem nun einige Tage verstrichen sind, treffen wir uns erneut im großen Vorraum. Wir treten gemeinsam die Treppe hinauf, allen voran die Urne, die uns an ihr Ziel zu führen scheint. Als wir aus der Tür des Krematoriums treten, schimmert ein weißes Gebäude durch die Baumkronen hindurch. Das Ziel ist klar und beruhigt meine Gedanken. Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Der Wind lässt den umliegenden Wald in einer Gesamtkomposition ertönen. Bedacht nehme ich wieder jeden Schritt wahr. Wir treten dem Columbarium näher.  Der lichtdurchflutete Raum öffnet sich. Wir bleiben vor dem Urnenfach stehen. Die Urne wird beigesetzt und scheint unerschütterlich zwischen den mächtigen Trägern zu stehen, welche die Urnen zu schützen scheinen. Ich lasse mich etwas zurückfallen und lehne mich gegen die Wand. Es ist geschafft. Die Urne scheint ihre verdiente Ruhe gefunden zu haben. Ich trete in den Außenbereich und lasse die Sonnenstrahlen meine haut streifen. Nun höre ich wieder die Waldkomposition. Der Wind scheint meine Bedenken der letzten Wochen hinfort zu tragen und Platz in meinem Kopf zu schaffen. Wir schreiten die weiteren Treppen des Columbariums weiter hinauf und nun wird mir bewusst, welche Sorgen, welches Trauma ich durchlebt habe. Wir gehen noch etwas spazieren und gehen den Weg weiter hinauf. Wir haben uns für den Waldweg entschieden, um uns noch etwas über das, was geschehen ist zu unterhalten.

MEIN RÜCKBLICK
Als der kleine Spaziergang durch den Wald sein Ende zu finden scheint, kommen wir an einem kleinen Gebäudeteil an. Die Statue in der Mitte des kleinen Gebäudes scheint hier schon immer zu stehen und strahlt behutsame Ruhe aus. Beschützt wird sie von den starken Stützen. Die Plattform ermöglicht es uns zu sammeln. Einige verabschieden wir schon hier und andere wiederum, bleiben hier noch ein paar Minuten mit mir stehen. Der Weg ist geschafft. Ich erkenne von hier das Krematorium und das Columbarium leicht durch die Baumkronen schimmern. Jede Stufe und jeder Schritt brachten mich zu diesem Moment mit meiner Familie und den engsten Freunden.

 

Beschreibung der Besonderheiten

Zu erwähnen sind hier besonders die Oberlichter, die nicht nur genügend Licht in den Baukörper führen, sondern auch den Betroffenen durch die verändernden Dimensionen auch den Weg weisen soll. Es entsteht eine einfache Geste, die den Betroffenen halt geben soll. Die Lichtschneise zieht sich durch den gesamten Entwurf, und zwar vom Fuße des Hügels bis zur Spitze hinauf. Kleine Ausweichmöglichkeiten weichen vom geradlinigen Weg ab und bieten so die Möglichkeit zu verschnaufen oder bestimmten Baukörpern auszuweichen, die einen mit Situationen konfrontieren könnten, für die man selbst noch nicht bereit ist.
 

Schlagworte

columbarium, Ruhe, Tod, Friedhof, Sakral, Ruhestätte, Rückzugsort, Ort der Stille, Lichtführung, weiß, minimalistisch, monolithische, Gedenken, Abschied, Ewigkeit, Frieden, spirituell, Würde, Bestattung, Krematorium, Natur, Licht, Schatten, Wegeführung, spazieren

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