Architekturobjekte


Bonnie & Clyde - Stadtbaustein Wiesbaden

65185 Wiesbaden, Kirchgasse 23

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Rhein-Main, Fachbereich Architektur, Paul Ohlinger

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Rhein-Main, Fachbereich Architektur, Paul Ohlinger

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Kirchgasse 23, 65185 Wiesbaden, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

09.2023

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Sonstige

Hochschule Rhein Main

Kurt-Schumacher-Ring 18

65197 Wiesbaden

Deutschland

Tel. +49 611 9495-01

Verwendete Produkte

Dinesen

Fußboden

Eichendielen

Pollmeier Leimholz

Konstruktionsholz

BauBuche GL75

Gebäudedaten

Bauweise

Holzbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

7.870 m²

 

Nutzfläche

4.095 m²

 

Wohnfläche

1.300 m²

 

Grundstücksgröße

1.800 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Transformation unserer Innenstädte ist täglich in der Tagespresse und das Konzept der mono-kommerziellen „Fußgängerzone“ sucht nach neuen Lösungen. Auch die Fußgängerzone in Wiesbaden ist im Wandel. Der jetzige Ankermieter H&M in der Innenstadt, welcher Kirchgasse und Kirchenreulchen miteinander verbindet, soll einer zeitgemäßen, kleinteiligen und flexibleren Nutzung weichen. Dieses Projekt stellt sich unter dem Überbegriff „Transformieren“ dem Thema, mit dem Ziel einen lebendigen, innerstädtischen Stadtbaustein zu kreieren. Das Augenmerk liegt auf der Durchmischung der Nutzungen mit temporärem Wohnen, Co-working, Gastronomie und Kultur in individuellen Ausprägungen.
Das Projekt teilt das Gebäudeensemble in zwei Baukörper, mit verschiedenen Nutzungen. Im östlichen Teil des Grundstückes befindet sich das Wohnheim Bonnie, bestehend aus drei Punkthäusern, welche sich auf einem gemeinsamen Sockel befinden. Die oberen Geschosse beherbergen die Wohnungen, Gemeinschaftsflächen und Freiflächen für die Studierenden. Im Erdgeschoss finden sich verschiedene Gewerbeflächen, Pop-up-Stores, ein Atelier, sowie ein Restaurant. Einige davon bespielen zusätzlich die Räume im Untergeschoss. Die öffentlichen Nutzungen bieten eine Aufwertung für den Straßenraum zur Bonifatiuskirche, indem sie die Gewerbe-, Ausstellungs- und Restaurantflächen auf die Straßenflächen erweitern. Zusätzlich werden Passant*innen in das Gebäude eingeladen und es entsteht ein Durchleben vom Straßenraum bis hin zum Innenhof. An das Wohnheim angeschlossen befindet sich ein Verbindungsgebäude, bestehend aus Arbeitsräumen und einer kleinen Wäscherei. Dieser Gebäudeteil wird von Hostel und Wohnheim gleichermaßen genutzt und bildet das Bindeglied zwischen den beiden Nutzungen. Im Westen des Gebäudes befindet sich das Clyde-Hostel. Der Zugang befindet sich in der Kirchgasse und führt durch das an der Straße gelegene Hostel-Café in das Innere des Gebäudes zur Lobby. Das Hostel belebt die Räume des Altbaus neu und bietet Zimmer verschiedener Größen, von Einzelzimmern bis zum 12-Personen Mehrbettzimmer. Die beiden Gebäudeteile funktionieren eigenständig, befinden sich aber im ständigen Dialog, welcher sowohl durch Konzept, Nutzung als auch Materialität gestärkt wird. Bonnie und Clyde vereinen in Ihrem Konzept Neubau und Bestandsumnutzung, studentisches und gewerbliches Wohnen, Holzbau und Massivbau. Gemeinsam bilden die beiden Baukörper die vielen Facetten von jungem Wohnen ab und beleben durch ihr offenes, flexibles Konzept und ihre vielfältigen Nutzungen die Innenstadt von Wiesbaden.
Im Konzept wird die kleinteilige Struktur der Innenhofhäuser in der Blockrandbebauung aufgenommen. Der massiv bebaute Block wird aufgelöst und durch die Schaffung von Innenhöfen wird Licht und Luft in das Innere des Gebäudekomplexes gebracht. Der städtebauliche Entwurf lässt sich als Gegenentwurf zur Flächenversiegelung und Verdichtung im Innenstadtbereich verstehen.
Die Erschließung des Hostels und Studierendenwohnheim erfolgt hauptsächlich über Laubengänge entlang der Innenfassaden. Diese dienen im Wohnheim Bonnie sowohl als Gemeinschaftsbereiche als auch als Verschattungselemente. Der Effekt der Verschattung wird durch die vertikale Fassadenbegrünung zusätzlich verstärkt. Neben den Laubengängen sind im Konzept eine Vielzahl an Außenanlagen vorgesehen. Das ehemalige Parkdeck wird zum Sport- und Gründach, im 3. OG findet sich ein Dachgarten, der von den Studierenden bewirtschaftet wird und das 4. OG bietet eine von einer Pergola geschützte Dachterrasse. Der Innenhof bildet den Außenbereich für das Restaurant.
Das Wohnkonzept im Studierendenwohnheim ist flexibel gehalten. Jede Wohnung ist in ihrer Ausführung als 1-Zimmer-Wohnung konzipiert. Durch das Herausnehmen einzelner Wände in den Wohnbereichen ist es jedoch möglich, mehrere Wohnungen als WG zusammenzuschließen. Die 2- bis 5-Zimmer WGs teilen sich einen langen Wohn- und Essbereich entlang des gemeinschaftlichen Laubengangs. Die Sanitär- und Schlafbereiche werden zu den individuellen Privatbereichen der einzelnen WG Bewohner*innen. Die Umgestaltung von Einzelwohnung zu einer WG ist reversibel und reagiert auf die Bedürfnisse und Nachfragen der Studierenden.

Beschreibung der Besonderheiten

Der städtebauliche Entwurf lässt sich als Gegenentwurf zur Flächenversiegelung und Verdichtung im Innenstadtbereich verstehen.
Im Vorderhaus und Mittelhaus des Gebäudes bleibt das Stützraster des Bestandes erhalten. Durch die neue, kleinteilige, gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss können die großen Räume ohne weitere Eingriffe in das Tragwerk genutzt werden. Im Hinterhaus Richtung Kirchenreulchen werden durch die Aufstockung weitere Stützen benötigt. Im Norden und im Süden des Studierendenwohnheims wird das Bestandsraster aufgenommen. Durch den Rücksprung im mittleren Gebäude wird ein neues Tragwerk außerhalb des Bestandsrasters benötigt. Da bestehende Stützen im Bereich des Neubaus zusätzliche Lasten aufnehmen, ist es notwendig diese zu verstärken.
Die Grundform des Konzepts Bonnie & Clyde lässt sich auf eine Abfolge von Punkthäusern und Verbindern reduzieren. Dabei befinden sich die Hauptnutzungen von Wohnheim und Hostel in den Punkthäusern, während die Verbinder die jeweiligen Baukörper zusammenhalten und somit für Austausch zwischen den einzelnen Häusern sowie zwischen den zwei Nutzungen sorgt.
In der Fassade des Neubaus wird das Tragwerk wie schon zuvor im Bestand stark hervorgehoben. Die Rasterung des Gebäudes bestimmt das optische Erscheinungsbild und begleitet den Weg entlang des Gebäudes. Auch der Umgang mit dem Tragwerk des Altbaus bleibt erkennbar. Im nördlichen Gebäude wurde das Bestandsraster halbiert, was zu einem 3 m Stützraster führt. Dieses wird im mittleren Gebäude weitergeführt. Das südliche Gebäude nimmt das Stützraster der ehemaligen Tanzschule mit einem Stützabstand von 4 m auf. Die unterschiedliche Taktung sowie die Höhenversprünge in den Gebäuden führen trotz klarem Raster zu einer aufgelockerten Fassade.
Die drei Punktbebauungen entlang des Kirchenreulchens orientieren sich von ihrer Höhe am Eckgebäude im Süden. Die Traufhöhe wird im südlichen Bau aufgenommen. Der mittlere Bau verspringt um ein Geschoss nach unten und bietet dadurch einen gemeinschaftlich genutzten Außenraum im Wohnheim und reagiert auf den Höhenversprung der gegenüberliegenden Bonifatiuskirche. Der nördliche Baukörper setzt sich klar vom anliegenden Bestandsgebäude ab.
In Ost-West-Richtung wird die Höhenentwicklung des Neubaus gespiegelt, das Mittelhaus bildet den tiefsten Punkt und wird von Vorderhaus und Neubau gesäumt. Die Innenhöfe zu beiden Seiten des Mittelhauses bekräftigen die städtebauliche Form zusätzlich.
Das im Vorderhaus beherbergte Hostel gliedert sich in klare Bereiche auf. Zur Kirchgasse hin sind die privaten Zimmer angeordnet, welche jeweils immer durch die davor gelegenen, gemeinschaftlich genutzten Räume erschlossen werden. Diese Gemeinschaftsräume unterscheiden sich von Stockwerk zu Stockwerk und bieten den Gästen eine Vielzahl an Nutzungen. In der Mitte befindet sich der Innenhof, von welchem man die einzelnen Gebäudeteile durch der vorgelagerten Laubengang erreichen kann. Im Hofhaus sind die Mehrbettzimmer untergebracht, in welchen bis zu zwölf Personen schlafen können. Auch hier gibt es weitere Gemeinschaftsbereiche, um die Interaktion der Gäste zu fördern.
Neben den Laubengängen sind im Konzept eine Vielzahl an Außenanlagen vorgesehen. Im Erdgeschoss entstehen mehrere Freibereiche, darunter ein weitläufiger Innenhof, welcher die verschiedenen Gebäudeteile miteinander verbindet. Im 1. OG wird ein kleiner geschützter Hof für die Hostelbewohner im Vorderhaus ausgebildet und das ehemalige Parkdeck im hinteren Bereich wird zum Gemeinschaftshof für das Studentenwohnheim mit großzügigen Sport- und Grünflächen. Im 3. OG befindet sich ein Dachgarten, der von den Studierenden bewirtschaftet wird und das 4. OG bietet eine von einer Pergola überdachte Dachterrasse als Sonnendeck und Interaktionsfläche für die Studenten. 
Die Erschließung in Hostel und Studierendenwohnheim erfolgt hauptsächlich über Laubengänge entlang der Innenfassaden. Die dazugehörigen Treppenhäuser sitzen immer zurückversetzt zwischen den neuen Punkthäusern und ordnen sich somit selbstverständlich in die Fassade und das Ensemble ein. Sie fungieren als Gelenk zwischen den Haupthäusern und leiten die Bewohner*innen und Besucher*innen direkt auf die großzügigen Gemeinschaftsflächen der Laubengänge. Dies ermöglicht eine Vermischung von Verkehrsflächen und Begegnungsflächen und fördert den Austausch zwischen den Gästen und Bewohnern*innen. Im Vorderhaus werden die Treppenhäuser größtenteils erhalten, wobei das Treppenhaus im Norden als Haupterschließung des Hostels dient.
Das Wohnkonzept im Studierendenwohnheim ist flexibel gehalten. Jede Wohnung ist in ihrer Ausführung als 1-Zimmer-Wohnung konzipiert. Durch das Herausnehmen einzelner Wände in den Wohnbereichen ist es jedoch möglich, mehrere Wohnungen als WG zusammenzuschließen. Die 2- bis 5-Zimmer WGs teilen sich einen langen Wohn- und Essbereich entlang des gemeinschaftlichen Laubenganges. Die Sanitär- und Schlafbereiche werden zu WG-Zimmern und bieten weiterhin Privatsphäre, mit dem zusätzlichen Bonus eines individuellen Bads. Die Umgestaltung von Einzelwohnung zu WG ist reversibel und reagiert auf die Bedürfnisse und Nachfragen der Studierenden. 
Die Laubengänge dienen im Wohnheim Bonnie sowohl als Gemeinschaftsbereiche als auch als Verschattungselemente. So wird in den Sommermonaten durch den steilen Sonneneinfall ein Maximum an Verschattung erzielt, während die niedrig gelegene Wintersonne trotzdem noch die Wohnbereiche erreicht. Dieser Effekt wird durch die vorgesehene Fassadenbegrünung aus echtem Wein noch verstärkt. Durch dichtes Blattwerk bieten die Pflanzen Verschattung im Sommer, während sie ihr Laub im Winter einbüßen und die Pflanzen lichtdurchlässiger werden. Als netten Nebeneffekt produziert die vertikale Fassadenbegrünung auf knapp 600 m² Wein, welcher im hauseigenen Restaurant angeboten werden kann.
Die Studierendenwohnungen sind in 4 verschiedene Zonen gegliedert, welche den Wohnungen unterschiedliche Level an Privatsphäre und Gemeinschaft bieten. Der Laubengang wird als Erweiterung der jeweiligen Wohnbereiche verstanden. Über ihn werden die Wohnungen erschlossen, es findet Austausch zwischen den Bewohner*innen statt und durch die großzügige Dimensionierung dient dieser als gemeinsamer, halb-öffentlicher Außenraum für die Bewohner*innen. Der Wohnbereich der Wohnungen liegt unmittelbar am Laubengang und lässt sich bei Bedarf flächig zu diesem öffnen. Der Bereich ist als Aufenthaltsbereich angedacht. In einer durchgehenden Schrankwand auf einer Seite befindet sich eine Kochnische mit dazugehörigem Stauraum, ein weiterer Schrank, sowie ein Arbeitsplatz. In der Mitte der Wohnungen liegt der Sanitärbereich, welcher als Übergang zwischen Schlafen und Wohnen, zwischen öffentlich und privat fungiert. Den Bereich mit der größten Privatsphäre bildet der Schlafbereich, in welchem das Bett und der zuvor beschriebene Schreibtisch Platz finden. Da die Wohnungen beidseitig belichtet werden, ist durch die bodentiefen Fenster ausreichend Belichtung und Belüftung möglich. Außenliegende Markisen schützen vor großer Hitze und Einblicken.
Trotz der verschiedenen Nutzungen, die sich in dem Gebäude befinden, gibt es für das Ensemble eine übergreifende Palette an Farben und Materialien, welche die beiden Partner in einem Konzept vereinigt. Sowohl im Hostel als auch im Wohnheim werden Akzentfarben in Altrosa und hellem Türkis gesetzt, welche sich in Mobiliar, Badfliesen, Fensterkästen und Verschattungselementen wiederfinden. Holz wird als Oberfläche in beiden Gebäuden verwendet. Im Hostel ist der Fußboden in Eichenparkett gehalten, im Wohnheim sind es die Wände, Schrankelemente und der Innenausbau, welcher aus Fichtenholz ausgeführt wird. 
Generell werden im Konzept hauptsächlich natürliche Materialien verwendet. Dies gilt ebenfalls für die Fußböden der Wohnungen aus Linoleum. Im Bereich des Wohnheims wird dies zusätzlich auf das Tragwerk erweitert, da das gesamte Tragwerk der östlichen Aufstockungen als Holzkonstruktion aus Baubuche gefertigt wird. Träger und Stützen bleiben sichtbar und bestimmen die Fassaden des Neubaus maßgeblich.
 

Auszeichnungen

Annerkennung BDA Studienpreis Wiesbaden

Schlagworte

Bauen mit Bestand, Holzbau, Bestand, Neubau, Studentenwohnheim, Junges Wohnen, Temporäres Wohnen, Hostel, Innenstadt, Transformation

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Arbeitsplätze

50

 

Anzahl Betten

72

 

Anzahl Wohneinheiten

57

Das Objekt im Internet

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