Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
Zwischenraum Potenzial: Strategien zur Revitalisierung der Stadtbahnbögen in Berlin
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Architektur, Sabrina Hauck
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Architektur, Sabrina Hauck
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
04.2025
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Bögen selbst folgen zwar einer seriellen Abfolge, doch verändert sich ihre unmittelbare Umgebung stetig und spielt eine entscheidende Rolle für ihre Nutzbarkeit. Je nach Standort unterscheiden sich die baulichen Voraussetzungen, der Ausbauzustand der Bögen sowie das soziale und wirtschaftliche Gefüge des Umfelds. Um diesen unterschiedlichen Bedingungen gerecht zu werden, habe ich einen Maßnahmenkatalog entwickelt, der gezielt die jeweiligen Gegebenheiten berücksichtigt. Dieser bietet eine Reihe an Möglichkeiten, die von kleinsten Eingriffen bis hin zu umfassenden baulichen Maßnahmen reichen. Je nach Bedarf können Elemente daraus gezielt ausgewählt und kombiniert werden, um eine passgenaue Transformation der Bögen zu ermöglichen. Neben architektonischen Eingriffen umfasst er auch nicht-bauliche Strategien, die den Erhalt bestehender Nutzungen in den Vordergrund stellt.
Aufbauend auf diesem Katalog habe ich drei Strategien zur Revitalisierung der Stadtbahnbögen weiterentwickelt und sie auf drei städtebauliche Situationen entlang der Strecke angewendet. Sie reichen von einem minimalen Eingriff in Form eines freistehenden Moduls bis hin zu einem maximalen Eingriff in Form eines komplett ausgebauten Bogens. Unabhängig von Grad und Art des Eingriffs sind diese unterschiedlichen Ausbauten durch eine einheitliche architektonische Sprache in Holzrahmenbauweise als Eins lesbar und setzen damit bewusst einen Kontrast zum kleinteiligen Mauerwerk der Bögen:
Stadtbahnbögen 177-188 - der kleinste Eingriff
Die Bögen 177–188 entlang der Georgenstraße, stehen in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden Lehrgebäuden der Humboldt Universität. Die Lage eignet sich besonders gut als Ausweichfläche für Universitäten, die durch aktuelle Kürzungen im Bereich Kultur und Bildung wichtige Räume verlieren. Durch neue Atelierflächen wird der Campus der Humboldt-Universität erweitert und belebt. Architektonisch werden die Bögen durch freistehende Module neu strukturiert und zoniert ohne dabei das Volumen zu verbauen. Diese übernehmen dabei die infrastrukturellen Funktionen wie Sanitär oder Lagerflächen und machen die Bögen funktional nutzbar. Einzelne Bögen öffnen sich zum Stadtraum hin, wodurch Schnittstellen für Austausch, Ausstellungen und Veranstaltungen entstehen. So wird der Campus räumlich und programmatisch erweitert und in das städtische Umfeld eingebunden.
Stadtbahnbögen 397-404 - mittlerer Eingriff
Am Nordufer der Spree in Moabit wird die bislang trennende Bahnlinie in einen nachbarschaftlichen Treffpunkt für Sport und Nachbarschaft transformiert. Architektonisch wird die bestehende Struktur der Bögen erhalten und neu interpretiert: Die Zwischendecken werden entfernt, um die volle Raumhöhe für Ballsportarten wie Basketball nutzbar zu machen. Infrastrukturelle Elemente wie Sanitäranlagen, Umkleiden, Erschließungselemente und Lagerflächen sind kompakt in raumhaltige Wandstrukturen an den Stirnseiten der Bögen auf Kellergeschossebene integriert. Diese wechseln sich von Bogen zu Bogen in ihrer Position ab, um sowohl von der Park- als auch von der Straßenseite einen direkten Zugang zu ermöglichen. Der Entwurf stärkt damit die soziale Durchmischung und fördert eine flexible, generationenübergreifende Nutzung.
Stadtbahnbögen 79-88 - der größte Eingriff
Entlang der Dircksenstraße wird ein kultureller Gegenpol zur konsumgeprägten Umgebung geschaffen: Ein öffentlicher Eventspace bietet Platz für Veranstaltungen und kreative Formate und stärkt die lokale Kulturszene. Architektonisch gliedert sich der Eingriff klar in öffentliche Hauptbereiche und infrastrukturelle Nebenräume. Die großen Hallenräume werden durch den Rückbau der Zwischendecken geöffnet und als Veranstaltungs- und Tanzsäle genutzt. In die Pfeiler integrierte Treppenhäuser und Aufzüge sowie eine verbindende Brücke ermöglichen eine durchgehende Erschließung der Ebenen. Während die Rückseite als funktionaler Backstage-Bereich dient, bildet die Dircksenstraße die Schauseite des Projekts: Großflächige Verglasungen geben Einblick in die darunterliegenden Räume, ein zentral gelegener Zugang mit drei repräsentativen Türen markiert den Haupteingang. Die räumliche Struktur unterstützt Sichtbarkeit, Zugang und kulturelle Teilhabe in einem bisher vernachlässigten Stadtraum.
Beschreibung der Besonderheiten
Ein sehr wichtiger Teil der Arbeit waren im Rückblick die persönlichen Interviews mit den Nutzer*innen der Stadtbahnbögen. Überall traf ich ausnahmslos auf Offenheit, Zeit und die Bereitschaft, Erfahrungen zu teilen. Dieser Teil der Arbeit porträtiert die Menschen und Geschichten, die die Bögen mit Leben füllen. Dort, wo Nutzung stattfindet, entfalten die Bögen ihr Potenzial als Räume voller Leben, Kreativität und Wandel. Viele Initiativen leisten mit mutigen Ideen und kulturellem Engagement einen Beitrag, der nicht nur die Räume, sondern auch das Stadtbild positiv prägt. Doch trotz ihrer kulturellen und sozialen Bedeutung sind diese Orte fragil. Immer mehr Bögen verschwinden aus dem Stadtbild, nicht nur, weil sie nicht genutzt werden, sondern weil Mietverträge auslaufen, Bauprojekte bestehende Strukturen verdrängen, oder die Mieten zu hoch sind. Dabei geht es um mehr als Räume: Es geht um urbane Qualitäten, die verloren gehen könnten oder bis heute ungenutzt sind. Treffpunkte, kulturelle Anker und Orte der Nachbarschaft. In den Gesprächen wurde deutlich, wie viel Kraft, Leidenschaft und Vision in den Bögen steckt – und wie wichtig es ist, sie zu erhalten und weiterzudenken.
Schlagworte
Objektdetails
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