Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
ZEIT DES ERWACHENS - Klösterle
6460 Imst, Pfarrgasse 10-12, Österreich
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Studio Lois
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Pfarrgasse 10-12, 6460 Imst, Österreich
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
06.2025
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbetonbau
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
26.400 m³
Bruttogrundfläche
1.318 m²
Nutzfläche
4.485 m²
Verkehrsfläche
460 m²
Wohnfläche
2.860 m²
Grundstücksgröße
2.333 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
12.000.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
16.000.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Wie viele historische Objekte im Ortskern von Imst stand auch das Klösterle Jahrzehnte lang leer. Die Pfarrgasse in Imst, eine „sterbende Straße“ - jahrelanger Verkehr, Geschäfte machten nach der Ansiedlung eines Fachmarktzentrums am Stadtrand der Reihe nach zu und Wohnqualität war für viele hier nicht erkennbar. Ein aufgelassenes Kloster als Nachbarschaft eines Pflegezentrums – dieser Leerstand bot das Potential der Belebung der brach liegenden Innenstadt.
2006 war mit der Eröffnung des Pflegeheims ein kleiner Lebensquell in die Straße zurückgekehrt. Für dessen Errichtung wurde das Wirtschaftsgebäude eines Klosters abgebrochen und Platz für den Neubau geschaffen. Eine evt. erforderliche Erweiterung in den angrenzenden Pangert schien den Betreibern des Pflegeheims, einem Gemeindeverband von 6 Landgemeinden 2014 als am Besten realisierbar. Mit dem Grundbesitzer und Baurechtsgeber, einer Ordensgemeinschaft wurden in einem komplexen und langwierigen Dialogprozess Nutzungsmöglichkeiten für die grüne Wiese und das benachbarte leer stehende Kloster ausverhandelt. Für die wirtschaftliche Leitung des Ordens war eine Lösung ohne weiteren Flächenverbrauch und die Weiterverwendung der Bestandssubstanz des alten Klosters essentiell. Der Prozess der gemeinsamen Lösungsfindung brachte für den Gemeindeverband vielfältige Funktionsbereiche wie betreutes Wohnen und Tagespflege in das Anforderungsprofil. Bedachtes Weiterbauen und das lebendig Machen alter Bausubstanz war das Diskursergebnis zum Baustart 2021.
Der Ursprungsteil des Klösterle ist ein spätromanischer Kernbau aus dem 14. Jhdt., addiert mit einem gotischen Zu- und Aufbau, einem Ausbau in der Renaissance und einer barocken Erweiterung. Der Abbruch von Erweiterungsbauten aus dem 19. Jhdt. und neuzeitlichen Wirtschaftsgebäuden erfolgte im Dialog mit dem Denkmalamt und schafften ein kleines Baufeld zwischen altem Kloster und dem bestehenden Pflegezentrum. Darauf fügt sich nun ein Neubau als dezenter Nachbar an das zum Solitär bereinigte Denkmal. Alt- und Neu bilden mit seiner 55 Meter langen Fassade einen markanten Punkt in der innerstädtischen Pfarrgasse. Das denkmalgeschützte Haus wurde von späteren Einbauten bereinigt und ist in seinem Charakter wieder lesbar. Entlang der gemeinsamen vertikalen Erschließungsachse im Inneren sind Veränderungen des Altbaus als begehbare Museumswand als Zeitzeugen erhalten geblieben. Die verschiedenen Funktionsbereiche von Pflegeheim, Tagespflege und betreutem Wohnen ergänzen sich als Nachbarschaft perfekt mit dem Altbestand.
Alt- und Neubau erfüllen die wichtige Aufgabe, älteren Menschen in Zukunft die Teilhabe am Leben mitten im Ortszentrum zu ermöglichen.
Mit dem Einzug von über 50 neuen Bewohner in die Pfarrgasse hat sich bereits das Geschäftsleben aktiviert – eine Apotheke und eine Arztpraxis haben sich in der Nachbarschaft niedergelassen und eine Kinderkrippe besiedelt ein weiteres altes Denkmal des Viertels – die Pfarrgasse ist erwacht!
Beschreibung der Besonderheiten
Es ist was es ist – dieser einfache Grundsatz gilt gleichermaßen für den historischen Altbau und Neubau. Durch den Abbruch von Anbauten wird das Denkmal als schlichter Solitär gestärkt, der Neubau fungiert als dezenter Begleiter ohne sein deutlich größeres Volumen preis zu geben. Seine Farbgebung resultiert aus historischen Abgleichen des Bestands, dessen Erscheinung aus der Zeitphase des Rokoko Phase restauriert ist.
Im Neubau erscheint Innen das konstruktive Traggerüst sichtbar in Beton als Gegenstück zum massiven Steinmauerwerk des Altbaus , teilweise mit solitären Steinfindlingen. Weißtannen im Inneren bestimmt die Materialität für Vertäfelungen und Möbel.
Bezug zur Umgebung
Das historische Klösterle ist gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Widum aus dem Barock prägend für die innerstädtische Erschliessungsstrasse Pfarrgasse. Die Wiederbelebung dieser Adresse und Setzung von Aktivitäten hat bereits im Planungsprozess die Ansiedelung der dahin noch brach liegenden Umgebung motiviert – so hat sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein Arzt und eine Apotheke niedergelassen und eine Kinderkrippe wurde in einem alten Haus eingerichtet. Der Wert der historischen Substanz hat Verständnis gefunden, auch dieses alte Haus hat einen Wunsch nach Unterschutzstellung gefunden. Die Gestaltung der Innenräume vermeidet Fremdheit – Mieter des betreuten Wohnens, Pflegeheimbewohner und gleichwohl Mitarbeiter finden eine der dem ländlichen Umfeld baukulturellen Entwicklung angestammten Materialität und schlichten Ausschmückung des Oberen Inntals vor.
Funktionalität/Nutzerwert
Die verschiedenen Funktionsbereiche von Pflegeheim, Tagespflege und betreutem Wohnen ergänzen sich als Nachbarschaft perfekt mit dem vorhandenen Pflegezentrum. Die Funktionsbelegung im Altbau folgt einer konstruktiven Logik. Um bauliche Eingriffe in den von Gewölben geprägten Geschossen EG und OG1 (Romanik/Gotik) gering zu halten, sind hier administrative und gemeinschaftlich genutzte Bereiche situiert. Auch sollen die sichtbare Zeitgeschichte des Hauses der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein – ein Bauernladen findet im romanischen Kernbau perfekte Lagerräume vor und über ein gemeinsames Treppenhaus fungiert eine Wand des alten Klosters als begehbare „Museumswand“. Von den 15 Wohneinheit ist auf Grund der Reagierens auf den Bestand, jede anders, diese Unterschiede schaffen vielfältige Atmosphären. Ein gemeinsamer Zugang für Alt- & Neubau über einen geschützten Innenhof unterstütz das Gemeinschaftsleben und generiert aktiven Stadtraum für Alle (Märkte, autofreier Bereich).
Positive regionale Wirkungen
Die Schaffung und Erhaltung von Betreuungsplätzen ist für alle öffentliche Kommunen gleichermaßen eine Herausforderung. Die bauliche Revitalisierung eines historischen Ortes, dessen Vergangenheit bei allen positive Erinnerungen hervorbringt, war eine wirtschaftlich mutige Entscheidung für den Gemeindeverband (Kleinstgemeinden als Mitglieder). Der Mehrwert zeigt sich vor Allem in der Nachfrage nach Arbeitsplatzmöglichkeit. Viele Betreuungs- und Gesundsheitseinrichtungen können ihr Potential auf Grund personeller Engpässe nicht ausschöpfen. Das Klösterle hingegen konnte 6 Monate früher in Vollbetrieb gehen, die Attraktivität des innerstädtischen und zeitgemäßen Arbeitsplatzes als Pflegebetrieb hat maßgeblich dazu beigetragen, daß fast 40 neue Mitarbeiter binnen weniger Monate auf die Einrichtung pro-aktiv zugekommen sind. Der Mehrwert daraus kommt allen zu Gute: den zu betreuenden Menschen, deren Angehörigen, den Kommunen und den DienstnehmerInnen in der Pflege.
Innovationsgrad
Der technische Innovationsgrad ist zeitgemäß – Geothermie, Photovoltaik und der größt mögliche Einsatz von ökologischen Baustoffen soll für öffentliche Auftraggeber selbstredend sein. Pflegebetrieb im historisch gewachsenen, jedoch brach liegenden Stadtzentrum zu etablieren, war die schwierige, aber richtige Vorgangsweise. Viel weniger Kosten und Aufwand und Risiko hätte ein Bauen am Siedlungsrand auf der grünen Wiese produziert. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Bestand zeigt, daß eine Umsetzung aller für ein behindertengerechtes Bauen und einhalten von erforderlichen Hygienevorschriften und Arbeitnehmerschutzbestimmungen auch im historschen Altbestand machbar und lebbar ist.
Schonender Umgang mit Ressourcen
Die wertvollste Ressource – unseren Grund & Boden – wurde durch das Wiederverwenden längst brach liegender Substanz nicht verbraucht. Trotz benachbartem Grünland als vermeintlich vorhandener und logischer Bauplatz wurde auf zusätzliche und unwiederbringliche Bodenversiegelung verzichtet und der Naturraum für die Allgemeinheit erhalten. Für den Bauprozess wurde nachhaltig produzierte und natürliche Rohstoffe verwendet (heimisches Holz, Holzwolle) und großen Wert auf regionale Wertschöpfung der konjunkturschwachen Region im Oberinntal gelegt.
Wirtschaftlichkeit
ABBRUCH & NEUBAU ODER SANIEREN ?
Abbruch + Neubau oder renovieren - diese Frage stand im Zuge Projektierungsphase immer wieder im Raum.
Es galt die Stärken und Qualität der ursprünglich gebauten Substanz zu suchen. Der Machbarkeit zur Erfüllung der anspruchsvollen Funktionsaufgabe der Pflege stand ein limitiertes Kostenkorsett von Förderungen zu Grunde. Funktionsbelegungen erfolgten nach logischen Grundsätzen um einerseits die Substanz des Bestands nicht zu sehr zu verändern, anderseits auch aus wirtschaftlichen Abwägungen. Ein Ausschöpfen von regionalem Handwerk und lokalen Betrieben trug ebenso zur Kosteneinhaltung bei, wie eine Schaffung von Bereichen mit größt möglichem Mehrwert. So wurde keine in Anschaffung und Erhalt kostenintensive Großküche installiert – gekocht wird in der Gemeinschaft unter Einbeziehung von möglichst vielen Bewohnern in einem der Situation angepassten Pflegekonzept – genannt Hausfrauenbetreuung.
Flexibilität/Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen
Im Pflegebetrieb kann und soll nicht von Marktveränderung gesprochen werden. Bauliche Strukturen des Neubaus sind durch eine Skelettbauweise schnell veränderbar und durch ein mögliches Aufstocken oder auch räumliches Erweitern vergößerbar. Die Schnittstelle der gemeinsamen Erschliessung lässt eine Veränderung der Funktionsstruktur auch schnell und spontan zu – so muß ein Bewohner des Betreuten Wohnens im Akkutfall nicht ausziehen und in die Vollpflegeheit übersiedeln. Eine Mitbetreuung durch die jeweils angrenzende Betreuungseinheit ist durch flexiblen Einsatz der Mitarbeiter und schnellen Anpassbarkeit der Wohneinheit möglich.
Nachhaltigkeit
Auszeichnungen
2024 Landespreis NEUES BAUEN IN TIROL - Preisträger, 2024 Bauherrenpreis der ZV Österreichs - Nominierung. 2024 Piranesi Award - Nominierung, 2025 Proholz Tirol Gestaltung & Tischlerpreis - Auszeichnung
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Geothermie
Sekundärenergie
Fernwärme
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Betten
28
Anzahl Wohneinheiten
20
Das Objekt im Internet
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