Spendenprojekt Tafel Duisburg e.V.
47053 Duisburg, Düsseldorfer Str. 346
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Druschke Architektur
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Düsseldorfer Str. 346, 47053 Duisburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
10.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzrahmenbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
1.073 m³
Bruttogrundfläche
238 m²
Nutzfläche
159 m²
Grundstücksgröße
1.510 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
1.186.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Geschichte des Neubaus für die Tafel Duisburg ist geprägt von vielen Herausforderungen. Ein Brand im Jahr 2018 hatte die ursprünglichen Räumlichkeiten vollständig zerstört. Aus der Beratung nach dem Brand entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit auch mit der Steuerung der Kosten.
Die Tafeln sind elementarer Baustein der heutigen Städte. Meist untergebracht in Behelfsbauten sind wir einen innovativeren Weg gegangen. Rund 4.800 Duisburger*innen nutzen die vielfältigen Angebote der Einrichtung – Tendenz steigend. Das neue Gebäude soll daher ein sicherer und attraktiver Ort werden, der den Besuchenden die verdiente Geborgenheit bietet.
Die Standortsuche gestaltete sich schwierig, da Nachbarn häufig ablehnend reagierten. Pandemie, steigende Holzpreise und gestörte Lieferketten verschärften die Situation zusätzlich. Zwischenzeitlich schien es, als wäre der Bau unter den gegebenen Umständen nicht umsetzbar; schließlich finanziert sich die Tafel nur durch Spendengelder.
Entwurf:
Das Projekt vereint Funktionalität, soziales Feingefühl und nachhaltige Planung mit einer flexibel nutzbaren Struktur, die gezielt auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet ist. Robustheit, Einfachheit, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz blieben stets im Mittelpunkt, während sich die äußeren Rahmenbedingungen und Anforderungen kontinuierlich wandelten.
Das straßenseitige Abrücken ins Grüne und der zusätzliche rückseitige Zugang schaffen die Privatsphäre, die vielen Gästen wichtig ist, um sich wohlzufühlen. Der zurückspringende Eingangsbereich am grünen Vorplatz führt ins barrierefreie Gebäude. Das Herzstück ist der großzügige Speisesaal mit offener Essensausgabe für den allseitz beliebten Mittagstisch. Die Büro- und WC-Räume sind über den zentralen Flur erreichbar, ebenso der Duschraum – für Gäste ohne Wohnsitz ein wesentliches Angebot.
Holz wurde aufgrund seiner ökologischen Bilanz, kurzen Bauzeit und warmen Textur als Hauptmaterial gewählt, wobei die Holzrahmenwände und Massivholzdecken werkseitig vorgefertigt wurden.
Bauweise:
Vorgefertigte Holzrahmenbauwänden inklusive der erforderlichen Einbauten wie z.B. Fenster und Steckdosen wurden in einer Werkshalle vorgefertigt. Dort wurden auch die Stapelholzdecken vorproduziert. Durch die intensive Planung und dem hohen Maß an Vorfertigung konnte die Bauzeit vor Ort verkürzt werden und die Beeinträchtigung durch die Baumaßnahme minimiert werden. Die Wände und Decken wurden an der Baustelle mit Hilfe eines Krans gesetzt und nach 80 Stunden stand die komplette Außenhülle. Die Verwendung von unbehandelten OSB-Platten im Innenraum an den Wänden und nicht behandelten Decken folgt dem Prinzip des sortenreinen Bauens. Dadurch und durch den Verzicht von abgehängten Decken konnte auch die Ausbauzeit verkürzt werden. Im Speisesaal, dem großen Aufenthaltsraum der Tafel, sorgen abgehängte Holzfaserleichtbauplatten für einen angenehmen Schallschutz.
Zwischen Spatenstich und der feierlichen Eröffnung lagen nur 10 Monate Bauzeit – ein tolles Ergebnis nach der langen Planungsphase.
Zukunftsfähigkeit:
Eine kompakte Grundrissplanung mit optimiertem AV-Verhältnis minimiert die Außenflächen des Baukörpers und reduziert so Wärmeverluste. Passive solare Gewinne entstehen durch große Südfenster, während kleine Nordfenster den Wärmeverlust reduzieren. Die Energieversorgung basiert auf einer effizienten Luft-Wasser-Wärmepumpe und auf einer PV-Anlage mit 40 Modulen auf 80 m², die einen Teil des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien bereitstellt und zur Versorgung der Kühlräume beiträgt. Die Dachbegrünung wirkt als natürliche Isolation und unterstützt Biodiversität sowie Regenwassermanagement.
Die Holzbauweise, die dem Prinzip des sortenreinen Bauens folgt, weist im Vergleich zu konventionellen Bauweisen geringere Treibhausgasemissionen auf, wie die Lebenszyklusanalyse zeigt. Der hohe Holzanteil bindet Kohlenstoff und kompensiert in Teilen die CO2-Emissionen von Bodenplatte und TGA. Die gewählte Baukonstruktion spart rund 75 % der grauen Emissionen im Vergleich zur klassischen Bauweise.
Soziale Architektur:
Den Gästen der Tafel kann mit dem Gebäude nun wieder an einem zentralen Ort sowohl Unterstützung, als auch Beratung offeriert werden und setzt Maßstäbe für den Neubau von nachhaltigen sozialen Einrichtungen in Holzbauweise. Durch aktuellste konstruktive & energetische Konzepte, Teamwork mit Fachplanenden, sortenreines Bauen und lokale Vorfertigung kann kostengünstig & zeitsparend gebaut werden. Nur durch Spenden finanziert zeigt der Neubau, wie die Zukunft sozialer Einrichtungen aussehen kann - qualitätvolle Räume für alle.
Beschreibung der Besonderheiten
- AV-Verhältnis: Kompakte Grundrissplanung zur Reduzierung der Oberflächen des Baukörpers
- Heizungssystem: Luft-Wasser-Wärmepumpe
- Solare Gewinne: Speisesaal an südlicher Fassade mit großflächigen Fenstern für solare Gewinne. Nordseitig nur zwei kleine Fensteröffnungen zur Minimierung von Wärmeverlusten.
- Erneuerbare Energien: PV-Anlage auf Dach aus 40 Modulen mit ca. 80 m² Fläche und installierter Leistung von 16,4 kWp
- CO2 Fußabdruck und LCA: Durch die Wahl der Holzbauweise inkl. Holzfassade, auf einen Lebenszyklus von 50 Jahren gerechnet, konnte allein in der Baukonstruktion der Bedarf an grauen Treibhausgas-Emission im Vergleich zu einem konventionell gebauten Gebäude (KS-Wände, Stahlbetondecke, Mineralwolldämmung, Edelkratzputz) um 75 % reduziert werden.
- Extensive Dachbegrünung: Förderung der Biodiversität | Regenwassermanagement | Temperaturregulierung und Verbesserung der Luftqualität | durch die Isolationswirkung kann den Energiebedarf für Heizung (Winter) und die erforderliche Kühlung (Sommer) gesenkt werden
Nachhaltigkeit
Über den gesamten Lebenszyklus hinweg sind die Grauen Emissionen der Holzbauweise deutlich niedriger gegenüber einer konventionellen Bauweise (Errichtung, Abbruch und Recycling -Phase A1-3, C3-4, D). Die Lebenszyklusanalyse zeigt, dass der betrachtete Holzbau im Vergleich zu konventionellen Bauweisen wie Stahlbeton geringere Treibhausgasemissionen verursacht.
In der Herstellungsphase (A1–3) liegen die Emissionen bei 7,8 kg CO₂e/m²a, während ein vergleichbares Gebäude in Massivbauweise 15,4 kg CO₂e/m²a aufweist. Dieser Unterschied ist unter anderem auf die CO₂-Speicherfähigkeit von Holz sowie auf den Einsatz nachwachsender, potenziell kreislauffähiger Materialien zurückzuführen.
Die Baukonstruktion allein verursacht lediglich 2,6 kg CO₂e/m²a, während ein erheblicher Anteil der Emissionen aus der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) stammt. In der Herstellungsphase kann die Verwendung von Holz zu einer Reduktion der grauen Emissionen beitragen. Teilweise werden in der Bilanz negative Werte ausgewiesen, da das im Holz gebundene CO₂ als gespeicherte Emission angerechnet wird. Auch in einer späteren Entsorgungsphase (C3–D) können sich Vorteile ergeben: Holz kann stofflich oder energetisch verwertet werden, was eine Emissionsgutschrift von –1,8 kg CO₂e/m²a bewirken kann.
Fazit
In Summe zeigt sich über den Lebenszyklus hinweg eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um etwa 75% im Vergleich zur konventionellen Bauweise.
Der Holzbau stellt somit eine klimafreundlichere Bauweise dar, deren Vorteile sich in allen Lebensphasen des Gebäudes zeigen.
Auszeichnungen
Finalist für Sonderpreis „Soziale Verantwortung“ | Projektentwicklerpreis 2025
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Strom
Sekundärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
151,90 kWh/(m²a)
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Sitzplätze
50
Das Objekt im Internet
Objekte in der Umgebung
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