Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
RUHKANT - Eine neue Heimat für den oldenburgischen Golfclub in Rastede
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Jade Hochschule Oldenburg, Architektur, Anna-Lena Abheiden
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Jade Hochschule Oldenburg, Architektur, Anna-Lena Abheiden
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
01.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzrahmenbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
1.140 m²
Nutzfläche
877 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Im Rahmen dieser Bachelorthesis bestand die Aufgabe darin, ein neues Clubhaus für den Oldenburgischen Golfclub in Rastede zu entwerfen, das über die reine Wiederherstellung hinausgeht. Ziel war es, eine zukunftsfähige Architektur zu entwickeln, die nicht nur funktionale Anforderungen erfüllt, sondern auch gestalterisch überzeugt, mehr Aufenthaltsqualität bietet und das weitläufige Gelände besser strukturiert und miteinander verbindet.
ERHALT ODER ABRISS?
Durch verschiedene Studien ergab sich die Schlussfolgerung, dass es sinnvoller ist, das bestehende Clubgebäude nach dem
Brand im Juni 2023 zu entfernen und ein neues zu errichten. Mehrere Gründe, darunter die ungünstige Anordnung der Räume, Platzmangel im Gebäude, Schallimmissionen auf der Terrasse und eine unattraktive Eingangssituation, sprechen für
einen Neubau. Zudem sind die Brandschäden weitreichend und eine energetische Erneuerung des gesamten Gebäudes von
1994 ist erforderlich. Die derzeitige architektonische Ausgestaltung des Clubhauses steht in optischem Missverhältnis zur
Umgebung von Rastede, bedingt durch die Kubatur und die Dachformen. Zusätzlich fehlen sowohl klare Bezugspunkte zur
Umgebung als auch eine Integration des bestehenden Clubhauses in Bezug auf die verwendeten Baustoffe.
Entwurfsidee: „Ruhkant“
Der Entwurf mit dem Titel „Ruhkant“ – abgeleitet aus dem Plattdeutschen „Ruhekante“ – verfolgt die Idee, das neue Clubhaus des Oldenburgischen Golfclubs in Rastede nicht nur funktional, sondern auch räumlich als schützendes Element in der Landschaft zu verankern. Das Gebäude wird als langgestreckte, schützende Kante in der Landschaft konzipiert, die insbesondere zur westlich angrenzenden Autobahn Lärm abschirmt, Räume zoniert und einen gestalterischen Bezugspunkt im Landschaftsraum schafft. Durch diese Ausrichtung entsteht eine klare Trennung zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen sowie eine starke visuelle Verbindung zwischen dem historischen Bauernhaus und den nördlich gelegenen Bestandshallen.
Eingliederung und Bauweise
Der Neubau orientiert sich an einem Laubengang, der als verbindendes Rückgrat zwischen den Nutzungseinheiten fungiert. Aufgrund der Lage, des laufenden Golfbetriebs und der Nachhaltigkeitsüberlegungen fiel die Wahl auf einen Holzbau mit einem Stahlbetonfundament. Das Gebäude wird größtenteils aus Fertigteilen hergestellt, wobei die Rahmen direkt auf einer Stahlbetonsohle verschraubt werden. Der Satteldachrahmen mit 45 Grad Dachneigung, in Bezug auf das Dach des Bauernhauses, bestimmt den gesamten Entwurf. Die Horizontalaussteifung der Rahmen erfolgt durch Stahlzangen. Die Sohle wird aus Recycling-Beton gefertigt, um Feuchtigkeitsprobleme durch die oft nassen Böden Norddeutschlands zu vermeiden. Zusätzlich wird das Gebäude um 30 cm angehoben, um ausreichend Schutz zu gewährleisten. Nahezu alle Materialien lassen sich bei Bedarf wiederverwerten.
Die einzelnen Gefache in Wand und Dach werden mithilfe vorgefertigter Elementbauteile gefüllt und verschraubt. Im Wintergartenbereich wird ein Pfosten-Riegel-System eingesetzt, um das Holz thermisch abzutrennen und vor Feuchtigkeit zu schützen.
Obwohl mir bewusst ist, dass auf die Betonsohle verzichtet werden kann, um mit Schraubfundamenten ein komplett rückbaubares Gebäude zu schaffen, gehe ich davon aus, dass der Golfclub mit steigender Mitgliederzahl eher dazu neigt zu wachsen als zurückgebaut zu werden. Zudem wäre das Bauen auf einer Stahlgründung durch Auskoffern aufwendig, zeitintensiv und kostspielig. Daher habe ich mich auch aufgrund der feuchten Bodenverhältnisse gegen diese Bauweise entschieden.
Gestalterische Umsetzung
Die Fassaden bestehen aus karbonisierten Holzlatten mit einem sichtbaren Rastermaß von 62,5 cm, das die Tragstruktur nach außen sichtbar macht. Die Dachdeckung mit Zinkblech und Stehfalz greift dieses Raster auf und verleiht dem Gebäude eine ruhige, zeitlose Erscheinung. Verglaste Giebelseiten erlauben Ein- und Durchblicke, während die geschlossenen Traufseiten zur Lärmdämpfung beitragen. Breite Dachüberstände und Sonnenschutzmaßnahmen (z. B. Markisenführungen in Sparren, Sonnenschutzglas) gewährleisten sommerlichen Wärmeschutz.
Nachhaltigkeit und Technik
Das Energiekonzept basiert auf einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung, unterstützt durch eine PV-Anlage mit Stromspeicher. Regenwasser wird über verdeckte Fallrohre und innenliegende Entwässerungen abgeführt. Die verwendeten Materialien sind möglichst wartungsarm, langlebig und wiederverwendbar.
Brandschutz
Ein besonders wichtiges Thema ist der Brandschutz. Um diesen zu gewährleisten, sind die einzelnen Gebäudeteile in Brandabschnitte eingeteilt. Zudem sind Abstände zu den umliegenden Hallen und dem Bauernhaus von mindestens 6,00 m vorgesehen, um einen potentiellen Brandüberschlag einzudämmen. Die Dachfenster in den Wintergartenbereichen dienen der Entrauchung im Brandfall. Das Erreichen des Gebäudes für die Feuerwehr ist nach wie vor gegeben. Löschteiche sind in der Nähe bereits vorhanden.
Geschichtlicher Hintergrund
Der Oldenburgische Golfclub e.V. wurde im Jahr 1964 gegründet und begann mit 15 Mitgliedern. Die Entscheidung für das
Grundstück fiel damals auf ein bewaldetes Gelände in Rastede - damals noch ohne Autobahn - mit einem bestehenden bäuerlichen Wohn- und
Wirtschaftsgebäude aus napoleonischer Zeit, das zunächst als Clubhaus genutzt wurde. Im Jahr 1971 wurde dieses durch den
Neubau eines kleinen Clubhauses ersetzt. Aufgrund des stetigen Mitgliederwachstums wurde das Clubhaus im Jahr 1994
erheblich erweitert.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Herzstück des Entwurfs bildet die durchdachte Gliederung der Funktionsbereiche entlang eines über 100 Meter langen, überdachten Laubengangs, der als Rückgrat des Gebäudes dient. Er erschließt sämtliche Nutzungen barrierefrei und witterungsgeschützt und sorgt für eine klare Wegeführung, die den Besuchern Orientierung bietet und funktionale Abläufe optimal unterstützt.
Am südlichen Eingang liegt der Verwaltungstrakt im wiederaufgebauten Bauernhaus. Von hier aus werden zentrale Funktionen wie Ankunft, Anmeldung und Überwachung des Platzgeschehens gesteuert. Die thermisch abgetrennte Innenhülle aus Glas und Stahl erfüllt moderne energetische Anforderungen, ohne die historische Außenfassade zu beeinträchtigen. Die Nähe zu Stellplätzen, Minigolfanlage und Haupteingang erleichtert effiziente Abläufe im Empfangsbereich.
Entlang des Laubengangs sind Proshop, Gastronomie, Indoor-Golf und Kursräume wie an einer Perlenkette angeordnet – sie sind optisch verbunden und zugleich funktional getrennt. Der Gastronomiebereich wurde als flexibel schaltbare Einheit gestaltet, die sich verschiedenen Veranstaltungsformaten anpasst. Die WC-Anlagen mit separatem Zugang ermöglichen eine unabhängige Nutzung neben dem Clubraum.
Lieferwege und Personalbereiche sind diskret im oberen Gebäudeteil untergebracht, um den Besucherfluss nicht zu beeinträchtigen. Die Küche ist direkt an die Gastronomie angebunden, während Lager- und Technikräume klar vom Publikumsbereich getrennt sind.
Besondere Aufmerksamkeit galt der Barrierefreiheit und Nutzerdiversität: Eine rollstuhlgerechte Umkleide mit Dusche, E-Ladestationen für Autos und Fahrräder sowie eine neue 18-Loch-Minigolfanlage erweitern das Angebot für Familien, Kinder und mobilitätseingeschränkte Personen.
Im nördlichen Gebäudeteil befindet sich ein Besprechungsraum mit separatem Eingang als Rückzugs- und Begegnungszone für Clubmitglieder – ruhig gelegen, aber direkt am Wegesystem. Angrenzend wurden Waschplätze und Stellflächen für Golfkarts eingerichtet, um auch hier eine funktionale und ineinandergreifende Nutzung zu gewährleisten.
Nachhaltigkeit
Aufgrund der dauerhaft feuchten Bodenverhältnisse vor Ort wurde auf eine vollständig rückbaubare Schraubfundament-Lösung verzichtet. Stattdessen kommt ein Stahlbetonfundament aus Recyclingbeton zum Einsatz, das um ca. 30 cm erhöht ist, um zusätzlichen Schutz vor Bodenfeuchte zu bieten und die Lebensdauer der Konstruktion zu verlängern. Die tragenden Holzrahmen werden direkt auf der Sohle verschraubt und durch Stahlzangen horizontal ausgesteift.
Das charakteristische 45°-Satteldach bezieht sich formal auf das historische Bauernhaus. In den Wintergartenbereichen schützt ein thermisch getrenntes Pfosten-Riegel-System das Holz vor Feuchtigkeit. Die Fassade besteht aus gebürstetem und karbonisiertem Holz, das durch eine vertikale Struktur im 62,5 cm-Raster die Konstruktion abbildet. Dieses Raster wird über Zink-Stehfalzblech im Dach sowie über segmentierte Sockel aus Betonfertigteilen konsequent weitergeführt. Die Materialien wurden unter dem Gesichtspunkt der Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Wartungsarmut ausgewählt.
So entsteht ein ökologisch durchdachtes Gebäude, das durch einfache Prinzipien – wie klare Trennung von Konstruktion und Ausbau – einen hohen Grad an Rückbaubarkeit und Ressourceneffizienz erreicht.
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