Architekturobjekt 5 von 1.305

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer


Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Institut für Architektur, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer, Annika Rüther, Annika Hopster und Maximilian Willems

Staffelung in den Landschaftsraum des Emssee-Parks - Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

© Annika Rüther, Annika Hopster, Maximilian Willems, Sebastian Reitemeyer

Semiöffentliche Atelierzone als Übergang zum Künstlerwohnen in der alten Wäscherei - Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

© Annika Rüther, Annika Hopster, Maximilian Willems, Sebastian Reitemeyer

Status quo der alten Wäscherei - Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

© Annika Rüther, Annika Hopster, Maximilian Willems, Sebastian Reitemeyer

Status quo des neuen Kulturhofs - Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

© Annika Rüther, Annika Hopster, Maximilian Willems, Sebastian Reitemeyer

Kulturhof als lebendiger Ort zwischen Arbeit, Kultur und Freizeit - Raus aus den Federn – Über Identität und Potentiale der ehemaligen Bettwarenfabrik Brinkhaus

© Annika Rüther, Annika Hopster, Maximilian Willems, Sebastian Reitemeyer

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Institut für Architektur, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer, Annika Rüther, Annika Hopster und Maximilian Willems

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2025

Gebäudedaten

Bauweise

Sonstige

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Wert des Bestenender
Das Brinkhaus-Areal, einstig Firmengelände des Bettwaren- Herstellers Brinkhaus und die Stadt Warendorf sind durch eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte eng miteinander verwoben. Zentral gelegen auf der Emsinsel zwischen der Altstadt und Landesgestüt, definiert das Areal das Stadtbild maßgeblich mit. Durch die besondere Lage an der Ems konnte dort das bekannte „Warendorfer Linnen“ seit 1847 auf Bleichwiesen hergestellt werden. Das Unternehmen vergrößerte sich stetig und erweiterte seine Produktionshallen.

Der großteilige Abriss der ehemaligen Industrieanlage sollte aufgrund seiner bedeutenden Identität für Warendorf als auch unter Beachtung der akuten Ressourcenknappheit hinterfragt werden. Die architektonischen Qualitäten ermöglichen eine Transformation des Brinkhaus-Areals mit gezielten Maßnahmen, die den industriellen Charakter und die historische Identität erhalten. Gleichzeitig werden wertvolle Ressourcen bewahrt, die im Kreislauf der Emsinsel bestehen bleiben.


Transformation
Am Anfang der Transformation steht das Brinkhausareal als hermetische Industriefestung. Durch gezielte Öffnungen, Rückbauten und Entsiegelungen wird ein natürlicher Bewegungsfluss durch das Areal ermöglicht - beginnend mit der Anknüpfung zur Altstadt, entlang einer Abfolge von Plätzen, durch großzügig geöffnete Fragmente - und so die Verbindung zwischen Altstadt und Landschaftsraum geschaffen.

Entsprechend ihren räumlichen Qualitäten finden die alten Industriehallen zu ihren neuen Nutzungen. Der Nordwesten ist der produktive Teil des Quartiers mit Arbeits- und Produktionsflächen in den großmaßstäblichen Industriehallen. Künstlerateliers und das Brinkhaus-Museum am Kulturhof bilden den Übergang zu den ruhiger gelegenen Wohnnutzungen im Südwesten. Dazwischen werden durch großflächige Entsiegelungen private Höfe geschaffen und eine weitreichende Verbesserung des Mikroklimas sowie nachhaltiges Regenwassermanagement garantiert.

Beschreibung der Besonderheiten

Der Kulturhof als Keimzelle und Herz des Quartiers

Keimzelle Kulturhof

Der Kulturhof wird während der prozesshaften Entwicklung des Brinkhaus-Areals zuerst geöffnet. Der bestehende Platz des Industrieareals wird zunächst durch Pionier- und Zwischennutzungen bespielt und schafft so einen Zugang zu dem verschlafenen und verschlossenen Gebäudekomplex. Pioniernutzungen wie die Planwerkstatt siedeln sich an der „Keimzelle“ des Quartiers an und bilden die Grundlage für eine aktive Teilhabe aller Interessierten und Bewohnenden. Erste Veranstaltungen wie Flohmärkte sind von Anfang Teil des Prozesses. Ort für größere Veranstaltungen ist die neuen Kulturhalle [07], die durch die Freilegung der bestehenden Tragstruktur einen fließenden Übergang in den Grünraum schafft. Im Laufe der Entwicklung werden die weiteren an den Kulturhof angrenzenden Typologien transformiert und reaktiviert. Durch die prozesshaften Umbauarbeiten und die Unterteilung in Baufelder wird gewährleistet, dass der Kulturhof permanent bespielt und genutzt werden kann. So wird er zum zentralen Baustein für die neue Identitätsbildung des Quartiers.

Nutzungen um den Kulturhof
Mit Abschluss der Transformationen befinden sich neben der Freizeit auch Produktionsflächen, Arbeitsräume, Wohnungen und das neue Museum direkt an dem Kulturhof. Die unterschiedlichen Nutzungen garantierten einen Austausch im öffentlichen Raum und eine vielfältige Belebung.
Die Keimzelle wird durch die Ausgestaltung einer Grün- und Kiesfläche zu einem Aufenthaltsraum für Pausenzeiten und zum neuen Treffpunkt des Quartiers. Zeitgleich wird die Fläche entsiegelt und schafft eine klare Zonierung - Werkhof und Kulturhof - für die unterschiedlichen Bedarfe.

Übergang zum Freiraum und Entsiegelung
Die unterschiedlichen Typologien staffeln sich nebeneinander in den vergrößerten Emsseepark. Dabei bildet die umgebaute Produktionshalle [06] mit ihrem über zwei Achsen freigelegten Tragwerk einen nahtlosen Übergang zwischen den Gebäudevolumen der Industriearchitektur und dem Grünraum.
Der Platz wird durch seine angrenzenden Nutzungen vielfältig bespielt und schafft durch seine Bepflanzung ein gesundes Mikroklima. Dieses wird durch die rückwärtigen Wohnhöfe mit ausgebildeten Retentionsflächen weiter unterstützt. Das Regenwasser kann auf dem Gebiet vollständig versickern.

Wohnen
Ausgehend vom Kulturhof beginnt mit dem Atelierwohnen [11] der Übergang zu den ruhigeren Wohnnutzungen. Die vorgelagerte Zone der Künstlerateliers ist vom Kulturhof aus zugänglich und bildet eine Pufferzone zu den angrenzenden Künstlerwohnungen. An den rückwärtigen Retentionshof grenzen geteilte Funktionen des gemeinschaftlichen Wohnens an (Sporthalle, Waschsalon, Gemeinschaftsräume, Quartierscafé). Der weitere Wohnungsmix setzt sich aus  altersgerechten Bungalows (Halle [16], 7 Stk.), vertikalem Wohnen (Gebäude [12], 5 Stk.), 13 Reihenhäusern sowie Geschosswohnungen [18,21] unterschiedlicher Größen zusammen.


Kategorien im Umgang mit dem Bestand

Kategorie 1 | Identitätsstiftender Bestand
Die erste Kategorie umfasst die Bestandsgebäude, die in ihrer Anatomie erhalten, instand gesetzt und mit neuen Nutzungen belebt werden. Die historischen Backsteingebäude der Hallen 11, 12, 14 und 15 werden in ihrer Fassadengestaltung und ihrer Spuren erhalten und im Inneren durch eine eigenständige Konstruktion ergänzt, die die Warmräume aufnimmt. Die Sheddachhallen 08 und 16 werden teilweise zurückgebaut und in ihrer charakteristischen Skelettstruktur erhalten, die nach dem Umbau weiterhin klar abzulesen bleibt. Es entstehen identitätsstiftende Räume, die auf dem Areal eine hohe Präsenz haben und unterschiedliche Nutzungen aufnehmen können.

Kategorie 2 | Überformter Bestand
Die Gebäude der Kategorie 2 werden in ihrer Tragstruktur erhalten bei gleichzeitiger Überformung der Fassade und Kubatur. Zur Aufwertung werden Reuse-Bauteile und neuen Materialien in die Gestaltung eingebracht. Die Halle 06 wird zum Teil zurückgebaut und definiert durch den Rücksprung im ersten Obergeschoss den Kulturhof. Die Halle 09 wird zum neuen Mobility Hub und ermöglicht ein autofreies Quartier. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wird in seiner Struktur saniert und erhält eine neue Fassadengestaltung, die die Nutzung als Wohnraum ermöglicht. Alle Gebäude zeichnen sich durch ihre Größe aus und prägen somit das neue Quartier maßgeblich.

Kategorie 3 | Aufbau auf Bestand
Ein Rückbau der Hallen 02, 18 und 21 ist aufgrund ihrer maroden Zustände oder untauglichen Strukturen und Belichtungssituationen notwendig. Es werden lediglich die Fundamente der Bestandsgebäude erhalten, auf denen sich Neubauten in das Quartier einfügen. Die zurückgebauten Bauteile werden in Gebäuden anderer Kategorien sowie bei der Errichtung der Neubauten wiederverwendet. So dient das Tragwerk der Halle 21, als neue Tragstruktur für das Hotel auf der Bodenplatte der ehemaligen Halle 02.
Durch die wiederverwendeten Bauteile in den Fassaden fügen sich die Neubauten in das Areal ein und weisen ebenfalls historische Spuren auf.

Kategorie 4 | Durchlässigkeit im Bestand
Der Bestand wird zugunsten der Zuwegung und Ausweitung der Freiraumflächen des Emsseeparks zurückgebaut. Im Hinblick auf Belichtung sowie Verbesserung des Mikroklimas erfährt der Bestand durch die Rückbauten eine wesentliche Aufwertung. Die zurückgebauten Ressourcen werden anschließend wieder in den Materialkreislauf auf der Emsinsel eingeführt. Die Öffnung der Sheddachhallen 07 und 10 erfolgt durch die Abnahme der Fassaden. Unterhalb der erhaltenen Dächer entstehen großzügige, für die ehemalige Industrie typische Unterfahrten, die die drei Hauptplätze miteinander verbinden und die Durchwegung durch das Quartier klar definieren.

Nachhaltigkeit

Transformationsstrategie

"Wegen Umbau geöffnet"

Die Reaktivierung der Emsinsel erfolgt in einer prozesshaften Entwicklung, die mit der Öffnung der „Keimzelle“, dem ehemaligen Industrie- und zukünftigen Kulturhof, beginnt. Parallel starten die ersten Rückbauarbeiten Schritt für Schritt am Rand des Areals. Unter dem Leitbild „Wegen Umbau geöffnet“ werden aktive Pionier- und Zwischennutzungen an der Keimzelle, wie beispielsweise die Öffnung des späteren Quartiercafés, eine starke Identitätsbildung sowie die gezielte Einbindung und Partizipation der Nachbarschaften und künftigen Nutzenden initiiert. Die Mitsprache und das Involvieren aller Beteiligten schafft eine Belebung des verschlafenen Areals mit dem Aufbrechen des Status quo.


Zirkuläre Transformation
Die schrittweise Transformation der baulichen Substanz erfolgt durch eine klare Unterteilung in vier Kategorien:​ 1 | Identitätsstiftender Bestand, 2 | Überformter Bestand, 3 | Aufbau auf Bestand und 4 | Durchlässigkeit im Bestand.
Im Vordergrund steht hierbei die Wiederverwendung der Baumaterialien, um wertvolle Ressourcen zu erhalten. Der Rückbaumarkt, der während des Umbaus in der zukünftigen Werkstatthalle [08] angesiedelt ist, schafft hierbei Raum für die Reinigung, Aufbereitung und Lagerung der Bauteile. Neben den Reuse-Bauteilen werden lediglich neue Materialien verwendet, die kreislauffähig und demontierbar sind. Alle vorhandenen Materialien bleiben auf der Insel und finden dort ihren neuen Einsatzort.

„Raus aus den Federn“ beabsichtigt einen bewussten Umgang mit den wertvollen Ressourcen des Bestandes und eine Anknüpfung an die Geschichte des Ortes. Im Laufe des Prozesses entsteht ein lebenswertes Quartier, das durch den historischen Charakter, seine typologische Vielfalt und diversen Nutzungsinteressen die Emsinsel reaktiviert und wieder zu einem bedeutenden Baustein für das Stadtbild Warendorfs werden lässt.


Kategorien im Umgang mit dem Bestand

Kategorie 1 | Identitätsstiftender Bestand
Die erste Kategorie umfasst die Bestandsgebäude, die in ihrer Anatomie erhalten, instand gesetzt und mit neuen Nutzungen belebt werden. Die historischen Backsteingebäude der Hallen 11, 12, 14 und 15 werden in ihrer Fassadengestaltung und ihrer Spuren erhalten und im Inneren durch eine eigenständige Konstruktion ergänzt, die die Warmräume aufnimmt. Die Sheddachhallen 08 und 16 werden teilweise zurückgebaut und in ihrer charakteristischen Skelettstruktur erhalten, die nach dem Umbau weiterhin klar abzulesen bleibt. Es entstehen identitätsstiftende Räume, die auf dem Areal eine hohe Präsenz haben und unterschiedliche Nutzungen aufnehmen können.

Kategorie 2 | Überformter Bestand
Die Gebäude der Kategorie 2 werden in ihrer Tragstruktur erhalten bei gleichzeitiger Überformung der Fassade und Kubatur. Zur Aufwertung werden Reuse-Bauteile und neuen Materialien in die Gestaltung eingebracht. Die Halle 06 wird zum Teil zurückgebaut und definiert durch den Rücksprung im ersten Obergeschoss den Kulturhof. Die Halle 09 wird zum neuen Mobility Hub und ermöglicht ein autofreies Quartier. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wird in seiner Struktur saniert und erhält eine neue Fassadengestaltung, die die Nutzung als Wohnraum ermöglicht. Alle Gebäude zeichnen sich durch ihre Größe aus und prägen somit das neue Quartier maßgeblich.

Kategorie 3 | Aufbau auf Bestand
Ein Rückbau der Hallen 02, 18 und 21 ist aufgrund ihrer maroden Zustände oder untauglichen Strukturen und Belichtungssituationen notwendig. Es werden lediglich die Fundamente der Bestandsgebäude erhalten, auf denen sich Neubauten in das Quartier einfügen. Die zurückgebauten Bauteile werden in Gebäuden anderer Kategorien sowie bei der Errichtung der Neubauten wiederverwendet. So dient das Tragwerk der Halle 21, als neue Tragstruktur für das Hotel auf der Bodenplatte der ehemaligen Halle 02.
Durch die wiederverwendeten Bauteile in den Fassaden fügen sich die Neubauten in das Areal ein und weisen ebenfalls historische Spuren auf.

Kategorie 4 | Durchlässigkeit im Bestand
Der Bestand wird zugunsten der Zuwegung und Ausweitung der Freiraumflächen des Emsseeparks zurückgebaut. Im Hinblick auf Belichtung sowie Verbesserung des Mikroklimas erfährt der Bestand durch die Rückbauten eine wesentliche Aufwertung. Die zurückgebauten Ressourcen werden anschließend wieder in den Materialkreislauf auf der Emsinsel eingeführt. Die Öffnung der Sheddachhallen 07 und 10 erfolgt durch die Abnahme der Fassaden. Unterhalb der erhaltenen Dächer entstehen großzügige, für die ehemalige Industrie typische Unterfahrten, die die drei Hauptplätze miteinander verbinden und die Durchwegung durch das Quartier klar definieren.

Schlagworte

Bestand, Transformation, Urban Mining, Industrieareal, Bauwende

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