Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
NaturRaum Architektur und Wattenmeer - Ein Forschungs- und Informationszentrum auf Amrum
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Fakultät für Architektur, Nils Müller
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Fakultät für Architektur, Nils Müller
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
04.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzskelettbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
27.707 m³
Bruttogrundfläche
2.683 m²
Nutzfläche
4.291 m²
Verkehrsfläche
1.091 m²
Wohnfläche
324 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Wattenmeer ist eine einzigartige Landschaftsform über 400km entlang der Nordseeküste von den Niederlanden über Deutschland bis Dänemark, geprägt von einer sehr hohen Dynamik und biologischen Reproduktionsrate. Es besteht aus einem Netzwerk unterschiedlicher Lebensräume und Ökosysteme mit über 10 000 Tier- und Pflanzenarten und wird geprägt und geformt durch die Kräfte der Natur, wie Wind, Wasser und Gezeiten, aber auch Kultivierungsmaßnahmen. Es ist in diversen Naturschutzgebieten und Nationalparks geschützt und seit 2009 UNESCO Weltnaturerbe. Die größten Gefahren bilden der Klimawandel, aber auch menschliche Einflüsse und Nutzungen. Um einen dauerhaften Erhalt zu gewährleisten ist ein konsequenter Schutz notwendig, für den die Erforschung der Natur und die Information der Menschen elementar sind. Hierfür wird ein Zentrum direkt in der Region entworfen. Aufgabe, Thema und Ort der Masterthesis wurden selbst gewählt.
Verortung
Amrum ist mit ca. 30km2 die viertgrößte der nordfriesischen Inseln und vor der Westküste Schleswig-Holsteins inmitten des Nationalparks Wattenmeer mit 2300 Einwohnern. Sie wurde neben einer persönlichen Verbindung aufgrund der noch recht ursprünglichen Natur und der Vereinigung prägender Landschaftsformen als Entwurfsort gewählt. Neben der Landschaft ist auch der Tourismus prägend, dennoch existieren keine angemessenen Räume zur Auseinandersetzung mit der umgebenden Natur. Der Entwurfsstandort befindet sich am Strandübergang des Ortes Norddorf im Norden der Insel, in der charakteristischen Dünenlandschaft, direkt am Strand, wo sich derzeit drei abgängige Bestandsgebäude mit Restaurant und provisorischen Ausstellungsräumen in einem alten Freibad befinden. Neben der Schaffung geeigneter architektonischer Räume zur Information der Besucher soll zudem Raum für die weitere Erforschung des Wattenmeeres zentral und direkt vor Ort geschaffen werden und Natur, Forschung und Besucher an einem Ort zusammenbringen und deren Austausch fördern.
Entwurf
Bei dem Entwurf wurde viel Wert auf eine sensible Einfügung in den natürlichen Kontext gelegt, wofür in Form einer ausfürlichen theoretischen schriftlichen Ausarbeitung, unterschiedliche Herangehensweisen und Referenzprojekte untersucht wurden.
Für das Zentrum wird ein neuer linearer Baukörper errichtet, welcher sich typologisch an den regionaltypischen uthlandfriesischen Langhäusern orientiert, in skalierter Form. Die regionaltypische Architektur diente als Inspiration, es werden etliche Aspekte und Elemente in den Neubau integriert, wie in Topologie, Materialität, Tragwerk und Konstruktion, jedoch in einer sehr modernen, offenen, zukunftsorientierten Neuinterpretation.
Es ist längs ca. in Ost-West-Richtung zur Nordsee ausgerichtet und erstreckt sich, teilweise aufgeständert, bis zum Strand. Das Gebäude bildet zugleich die Verbindung und den Übergang zwischen dem belebten Strandweg und der direkt angrenzenden natürlichen Dünenlandschaft und soll auch konzeptionell Mensch und Natur zusammen bringen. Entsprechend wird auch das Gebäude über die Gestaltung der Außenanlagen mit seiner Umgebung verwoben, was über Terrassen und Stege geschieht, sowie der Renaturierung des alten Außenschwimmbeckens in ein dünentypisches Feuchtbiotop. Der hintere Teil ist in die Landschaft eingebettet, wohingegen nur die Nase repräsentativ über die erste Dünenkette hinausragt. Die Querachse des Gebäudes bilden die Giebel der drei Querhäuser mit durchgesteckten Foyers, welche das Gebäude strukturell gliedern und Eingänge sowie die Erschließung des Obergeschosses aufnehmen.
Das Erdgeschoss ist durch eine filigrane Pfosten-Riegelfassade aus Holz und außenliegenden öffentlichen Nutz- und Verkehrsflächen sehr extrovertiert und ermöglicht den Kontakt zur umgebenden Natur. Dienende und privatere Nutzungen werden in vier mittig liegenden Kernen angeordnet, welche die offene Grundfläche strukturieren. Es umfasst neben dem Ausstellungsbereich auch Empfang, Café, Seminarräume, ein Auditorium und im rückwertigen Bereich Wohnräume für Mitarbeiter in Maisonettform.
Das Obergeschoss befindet sich unter dem großen repräsentativen Walmdach aus Reet, ist über die Foyers offen mit dem EG verbunden und zentral über eine Laterne belichtet. Es nimmt die nichtöffentlichen Nutzungen der Forschung, und der Verwaltung auf, wobei Erschließung und Besprechungsräume mittig liegen. Beidseitig der Galerie des mittleren Foyers ordnen sich die Labor und Arbeitsplätze der Forschung an. Das Gebäude ist im rückwertigen Bereich teilweise unterkellert. Im UG befinden sich Lager- und Technikräume.
Konstruktion / Materialität
Das offen sichtbare Tragwerk besteht aus einem innenliegenden fassadenunabhängigen Holzständergerüst mit zimmermannsmäßigen Verbindungen. Das Fundament ist entsprechend dem sandigen Untergrund als Pfahlgründungen ausgeführt. Das bildprägende Walmdach mit Reetdeckung wird von den typischen konstruktiven Charakteristiken wie u.a. einer steilen Neigung von 50° und Hinterlüftung geprägt. Der helle, moderne Innenraum wird dezent und zurückhaltend mit einer weißen Holzlattung und einem Lehmestrich ausgestaltet. Für den Neubau werden natürliche, nachwachsende Rohstoffe bzw. Materialien genutzt, wie Holz für Tragwerk, Fassade und Innenausbau, sowie Lehm als Estrich. Das Reet kann zudem regional direkt in der Region gewonnen werden. Sämtliche Materialien bleiben dabei möglichst unbehandelt und somit auch patinafähig. Das Äußere des Bauwerks verändert sich und passt sich farblich der umgebenden dynamischen Natur an. Beton wird nur für die Bodenplatte und die Kellerwände eingesetzt.
Zielsetzung
Das Gebäude soll symbolischer Übergang von Zivilisation zur angrenzenden Natur, sowie ein Forum für die Vermittlung derselben sein und auch einen Mehrwert für Amrum bieten. Es wird ein aktiver architektonischer Beitrag zur Auseinandersetzung und Sensibilisierung mit dem Thema geleistet und somit auch zu dessen Schutz beitragen.
Beschreibung der Besonderheiten
Eine weitere Besonderheit ist die ausführliche Betrachtung der regionaltypischen Architektur, welche als Inspiration des eigenen Entwurfs diente. Es werden etliche Aspekte und Elemente in den Neubau integriert, wie in Topologie, Materialität, Tragwerk und Konstruktion. Jedoch nicht als altbackene Kopie sondern in einer sehr modernen, offenen, zukunftsorientierten Neuinterpretation.
Nachhaltigkeit
Auszeichnungen
wa Förderpreis
Nominierung Hochschulpreis Holzbau 2025
Nominierung BauNetz Campus Masters Juli/August 2024
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
140
Anzahl Wohneinheiten
10
Anzahl Sitzplätze
220
Das Objekt im Internet
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