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Memoria Nexus - Umnutzung eines Friedhofes
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Wismar, Architektur - Fakultät Gestaltung, Ben Passow
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
07.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Entwurf „Memoria Nexus“ zielt darauf ab, die vielschichtige Identität des St. Jacobi Friedhofs behutsam zu bewahren und zugleich in eine zukunftsweisende, urbane Vision zu überführen. Historische Elemente, persönliche Erinnerungen und die umliegende Natur fließen dabei harmonisch zusammen. Die vorhandenen Baumreihen, die den alten Friedhof durchziehen, bilden nicht nur eine natürliche Begrenzung für die Gebäude, sondern symbolisieren auch den fließenden Übergang zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Im Zentrum des Entwurfs steht die bewusste Auseinandersetzung mit der Dualität des Ortes – der Spannung zwischen Leben und Tod, Trauer und Freude sowie zwischen der ruhigen, naturbelassenen Umgebung und einer neu entstehenden urbanen Ebene. Aufbauend auf den bestehenden Nutzungsstrukturen wird diese Dualität architektonisch sichtbar gemacht: Ein markanter, erhöhter Hochweg, der den ursprünglichen mittleren Pfad des Friedhofs aufgreift, fungiert als verbindendes Element und leitet zwei unterschiedliche Raumqualitäten ein. Unterhalb des Hochweges bleibt der Raum nahezu unberührt – eine meditative Atmosphäre, in der Geschichte und Natur des Ortes weiterwirken. Oberhalb hingegen entsteht ein pulsierender, multifunktionaler Bereich, in dem Wohnen, Arbeiten, Gewerbe und Freizeit zu einem dynamischen städtischen Gefüge verschmelzen.
Die innovative Verdichtung des Areals respektiert zugleich die historische Substanz und erschließt neue Potenziale. So wird der Genius Loci – der Geist des Ortes – nicht nur bewahrt, sondern durch die Integration moderner Nutzungen weiterentwickelt. Das Konzept ermöglicht eine fließende Durchmischung unterschiedlicher Lebensbereiche, fördert Diversität und schafft Räume für Begegnung zwischen verschiedensten Nutzergruppen. So entsteht eine neue städtebauliche Realität, die den historischen Kontext nicht nur würdigt, sondern ihn zur Grundlage für eine nachhaltige, lebendige urbane Zukunft macht.
Beschreibung der Besonderheiten
Bereits am Anfang des Hochwegs befindet sich das Museumsduo, bestehend aus zwei spiegelbildlich angeordneten Gebäuden. Sie thematisieren die Dualität des Ortes: Ein Bau widmet sich einer Dauerausstellung zum Thema Tod, der andere dient als Raum für wechselnde Inhalte zum Thema Leben. Der verbindende Hochweg interpretiert dabei symbolisch die Lebenslinie.
Entlang des Weges reihen sich Kuben mit vielfältigen Nutzungen: Wohn-, Arbeits- und Kulturbereiche, die sich funktional und räumlich unterscheiden. Die Gebäude orientieren sich an der bestehenden Struktur des Friedhofs, ihre Positionierung berücksichtigt bewusst den alten Baumbestand, der die Längsausdehnung der Bebauung begrenzt. Die Mischung aus offenen und geschlossenen Volumen – realisiert in Holzskelettbauweise – schafft poröse Übergänge zwischen öffentlich und privat.
Die Erschließung erfolgt über unterschiedlich gestaltete Auf- und Abwege, die sowohl direkte, schnelle Übergänge als auch ruhige, landschaftlich eingebettete Zugänge ermöglichen. Diese Vielfalt erzeugt unterschiedliche Raumerlebnisse und fördert die Aneignung durch verschiedene Nutzergruppen.
Im Zentrum des Areals liegt der Wohnbereich, in dem unterschiedliche Wohnformen soziale Vielfalt ermöglichen. Die Wohnangebote reichen von gemeinschaftsorientierten Konzepten bis hin zu privaten Einheiten, wodurch eine breite Nutzerschaft angesprochen wird.
Am gegenüberliegenden Ende des Hochwegs befinden sich zwei besondere Wohnformen: Ein Kubus für minimalistisches Wohnen, der auf das Wesentliche reduziert ist, sowie ein Wohnturm für Seniorinnen, der barrierefrei konzipiert ist und den Bewohnerinnen neben Rückzugsmöglichkeiten auch eine starke Einbindung in den städtischen Kontext bietet.
Der Creation Hub ist als kreatives Zentrum konzipiert und bildet einen offenen Raum für gemeinsames Arbeiten, Werkstätten und Projektentwicklung. Hier stehen Infrastruktur und Ressourcen für kreative Prozesse zur Verfügung – ein Ort für niederschwellige, spontane Aneignung und kollektives Gestalten.
Die untere Ebene, der ursprüngliche Friedhofsraum, bleibt weitgehend unberührt und wird als ruhige, landschaftliche Zone mit starkem atmosphärischem und geschichtlichem Bezug erhalten. Die Wegeführung dort verzweigt sich horizontal, verbindet die einzelnen Funktionsbereiche subtil und bindet sie gleichzeitig in das städtische Gefüge ein.
Insgesamt entsteht ein fein austariertes System von Nutzungen, in dem städtebauliche Dichte, soziale Vielfalt und der Respekt vor der historischen Identität des Ortes zu einem zukunftsfähigen urbanen Raum verschmelzen.
Nachhaltigkeit
Die Nachverdichtung erfolgt maßvoll und gezielt entlang des neu geschaffenen Hochwegs, der als räumliche und funktionale Ordnungslinie dient. Der Baumbestand bleibt größtenteils erhalten und definiert die Bebauungsgrenzen der einzelnen Kuben. So entsteht ein ökologisch wertvoller Stadtraum, der Biodiversität fördert und gleichzeitig als sozialer Begegnungsort funktioniert.
Besonderes Augenmerk liegt auf der energetischen Nachhaltigkeit der Wohngebäude. Diese sind vorwiegend in Holzskelettbauweise errichtet – ein nachwachsender Baustoff, der nicht nur CO₂-bindend wirkt, sondern auch eine hohe gestalterische und klimatische Qualität bietet. Ergänzend kommt Solarthermie zum Einsatz, um einen Teil des Energiebedarfs für Warmwasser und Heizung regenerativ zu decken. Damit leisten die Gebäude einen aktiven Beitrag zur Reduktion fossiler Energiequellen und zur langfristigen Emissionsminderung.
Die funktionale Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Begegnung schafft zudem ein resilientes, lebendiges Quartier mit kurzen Wegen und hoher Aufenthaltsqualität. Die soziale Nachhaltigkeit wird durch vielfältige Wohnformen, barrierefreie Angebote und offene Nutzungsbereiche wie den Creation Hub unterstützt.
In Summe stellt der Entwurf ein Modell für eine nachhaltige, verdichtete Stadtentwicklung dar, das den Geist des Ortes respektiert, vorhandene Ressourcen nutzt und gleichzeitig Raum für zukünftige urbane Lebensformen bietet.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Solarthermie
Objektdetails
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