Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
Kita Herzstück - Wo Kinder im Mittelpunkt stehen
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: DHBW Lörrach, Architektur, Kalyani Veer
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: DHBW Lörrach, Architektur, Kalyani Veer
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
06.2025
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
851 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Unser Leitbild beruht auf der Überzeugung, dass Kinder durch eigenes Tun, Forschen, Gestalten und selbstbestimmtes Lernen am besten wachsen. Lernen entsteht durch Erfahrung – durch Bewegung, sinnliche Wahrnehmung, eigene Fragen und das Erkunden der Umwelt. Diese Haltung prägt die Architektur unseres Kindergartens: Wir schaffen Räume, die offen, flexibel und anregend sind und sich konsequent an den Bedürfnissen der Kinder orientieren. Dabei fließen verschiedene pädagogische Prinzipien ein. Der Raum wird als aktiver Bildungsfaktor verstanden. Daher gestalten wir differenzierte Bereiche für Bewegung, Rückzug, freies Spiel, kreatives Arbeiten und forschendes Lernen. Materialien, Licht, Proportionen und Möblierung sind auf das kindliche Erleben abgestimmt.
So wird der Raum zur pädagogischen Mitgestalterin: Er bietet Freiräume, Orientierung und eine Umgebung, in der Kinder sich sicher, selbstwirksam und inspiriert entfalten können. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Außenraum: Die Natur wird als erweiterter Bildungsort verstanden, der vielfältige Erfahrungen ermöglicht – vom Staunen bis zum kreativen Gestalten mit natürlichen Materialien. Unser Entwurf stellt die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt und versteht Architektur als integralen Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Straßenseitig zeigt sich das Gebäude mit Walmdach, wenigen Öffnungen und geschlossener Fassade als schützender Rückzugsort – ein Ort der Sicherheit und Orientierung. Zum Garten hin öffnet sich das Haus mit großen Fensterflächen, einem Satteldach und fließenden Übergängen in die Natur. Modellierte Hügel fassen den Garten ein und schaffen einen naturnahen, geschützten Erfahrungsraum zum freien Entdecken und Spielen.
Zentrales Element ist ein verbindender, bespielbarer Flur, der nicht nur Erschließung, sondern auch Raum für Begegnung, Spiel und gemeinsames Lernen bietet. Großzügige Verglasungen schaffen Sichtbezüge, Transparenz und fördern sowohl Orientierung als auch Kommunikation. Tageslicht, Dachüberstände und natürliche Materialien sorgen für ein angenehmes Raumklima: Lehmböden wirken ausgleichend, Lärchenholz vermittelt Wärme und Natürlichkeit. Ergänzend dazu ermöglichen modulare Möbel und flexible Raumgrenzen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die sich an den Tagesverlauf und die Dynamik kindlicher Entwicklungsprozesse anpassen. Der gesamte Baukörper folgt dabei einer klaren, aber lebendigen Struktur, die Sicherheit gibt, ohne einzuengen.
So entsteht ein ganzheitlicher Lern- und Lebensraum, in dem Architektur, Natur und Pädagogik miteinander verschmelzen – ein Ort, an dem Kinder sich sicher fühlen, selbstständig lernen und kreativ aufwachsen können. Die Kita wird zu einem offenen Erfahrungsfeld, das den Alltag der Kinder nicht nur begleitet, sondern aktiv mitgestaltet. Jede räumliche Entscheidung folgt dabei der Frage: Was braucht das Kind, um wachsen zu können?
Beschreibung der Besonderheiten
Vom Herz aus betritt man den angrenzenden Spielflur, der als großzügige Bewegungsfläche dient und die Gruppenräume miteinander verbindet. Über dem Flachdachkörper, in dem sich sowohl der Spielflur als auch das Herzstück befinden, spannt sich ein Hebelstabwerk auf, das als konstruktive Struktur Oberlichter aufnimmt. Diese durchfluten den Innenraum mit natürlichem Licht und schaffen eine lichte, einladende Atmosphäre.
Ein zentrales Oberlicht markiert die Mitte des Herzraums. Darunter entsteht ein sogenannter „Sonnenraum“, der als Aufenthalts- und Begegnungsfläche genutzt werden kann – etwa für Morgenkreise, gemeinsames Singen oder Geschichten. Im östlichen Teil des eingeschobenen Flachdachkörpers ist der Bewegungsraum untergebracht. An dessen Decke werden Kletterelemente über Schienen am Hebelstabwerk befestigt, sodass der Raum vielseitig nutzbar ist – sowohl für gezielte Bewegungseinheiten als auch als Teil eines offenen Bewegungsparcours entlang des Spielflurs.
Um diesen eingeschobenen Flachdachkörper gruppieren sich drei Riegel in U-Form, in denen sich weitere Funktionen sowie die Gruppenräume befinden. Der westliche Riegel beherbergt Personalräume, Technik- und Lagerräume sowie den zentralen Eingangsbereich. Die Besucher- und Personal-WCs sind im oberen Bereich des Westflügels angeordnet. Ein großzügiger Flur verbindet die Räume miteinander und ermöglicht Sichtbeziehungen in den Eingangsbereich – zur Erhöhung der Übersicht und Sicherheit.
Im Norden und Süden liegen zwei gleichwertige Riegel mit geneigten Dachflächen. Die Neigung ermöglicht eine direkte Sichtachse in die farblich differenzierten Garderobenbereiche, die den Kindern Orientierung und Zugehörigkeit bieten. Zu den Ostseiten öffnen sich jeweils zwei gleichwertige Gruppenräume mit direktem Zugang zum Außenraum. Jeder Gruppenraum verfügt über einen angeschlossenen Intensivraum, der durch mobile Trennwände flexibel geschlossen werden kann.
Zwischen den beiden Riegeln, mittig im Grundriss, befinden sich genderneutrale Kindertoiletten, die direkt vom Spielflur und somit auch vom Außenraum aus erreichbar sind. Westlich davon ist ein Hortbereich mit zuschaltbarem Hausaufgabenraum untergebracht. Im nördlichen Riegel befinden sich außerdem Küche, Kinderküche und ein großzügiger Essbereich.
Über den Bereichen wie Küche, Garderoben und Sanitärräumen wird eine abgehängte Decke eingezogen, wodurch ein halbgeschossiger Rückzugsraum entsteht. Hier finden Kinder einen geschützten Ort der Ruhe, wenn sie sich aus dem Gruppengeschehen zurückziehen möchten. Erschlossen wird dieser Bereich über eine Treppe hinter der Garderobe. Um weiterhin Einblicke und Aufsicht zu ermöglichen, werden Öffnungen in die Wandnischen gestanzt und mit Seilnetzen gesichert.
Ein schützendes Satteldach überspannt die drei Riegel, wobei es sich im Westen zum Walmdach ausformt – als architektonischer Ausdruck von Geborgenheit und Rückzug. Richtung Osten öffnet sich das Gebäude großzügig zum Außenraum.
Der Außenbereich spiegelt den Grundriss des Gebäudes: Auch hier bildet sich in der Mitte ein zentraler, herzförmiger Begegnungsraum zwischen den Bäumen aus. Modellierte Hügel definieren den Gartenraum und bieten durch Klettermöglichkeiten und Rutschen vielfältige Spielanreize. In den Bäumen werden ruhige Zonen geschaffen – beispielsweise durch kokonartige Schaukeln, die an Seilen in Kinderhöhe befestigt sind.
Nachhaltigkeit
Als Tragkonstruktion kommen Massivholzwände von ThomaHolz 100 zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch ihre leimfreie Verbindungstechnik aus, wodurch sie vollständig rückbaubar und wiederverwendbar sind.
Die Außenwände wurden mit einer Holzfaserdämmung versehen, die sowohl hinsichtlich ihrer Wärmedämmleistung als auch in Bezug auf Nachhaltigkeit gute Werte aufweist. Den äußeren Abschluss bildet eine hinterlüftete Fassade mit einer vertikalen Lärchenholzfurnierplatten
Auf der Innenseite bleiben die Massivholzwände in Sichtqualität erhalten. Neben den Außenwänden bestehen auch die Innenwände aus Massivholz, und sind somit ebenfalls tragende Wände. Die Dachkonstruktion wird als Pfettendach ausgeführt und mit Kupferblech verkleidet ist, was eine hohe Langlebigkeit sowie geringe Wartungsarbeiten aufweist.
Insgesamt wurde bei der Wahl der Konstruktionsweise und der Materialien ein besonderer Wert auf Umweltverträglichkeit, Langlebigkeit sowie sortenreine Rückbaubarkeit gelegt, um eine zukünftige Wiederverwendung der Bauteile zu ermöglichen.
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