Architekturobjekte


KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Heinrich Thiel

Innenhof - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Horngasse - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Pavillon - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Galerie - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Enfilade - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Umgebungsmodell - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Strukturmodell - KALMAN-VON-WIEHE-HAUS: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt

© Heinrich Thiel

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Heinrich Thiel

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

09.2024

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

ALEXANDER POETZSCH ARCHITEKTUREN BDA

Königsbrücker Str. 37

01099 Dresden

Deutschland

Tel. +49 351 21045540

kontakt@alexanderpoetzsch.de

Gebäudedaten

Bauweise

Holzskelettbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Beschreibung

Objektbeschreibung

DRITTER ORT FÜR ERFURT
Der zufällige Fund eines längst vergessenen Schatzes inmitten von Erfurt führte zur Auseinandersetzung mit dessen jüdisch-mittelalterlichen Erbes. Infolgedessen wurde die alte Synagoge, die Mikwe und das steinerne Haus in das UNESCO-Welterbe aufgenommen wurden. Als Ergänzung zu den Denkmälern soll nun ein neues Besucherzentrum entstehen, welches die Kriterien eines Dritten Ortes (nach Ray Oldenburg:​ The Great Good Place, 1989) beheimaten soll.

TYPOLOGISCHES ENSEMBLE
Die Entwurfsaufgabe umfasst ein komplexes Raumprogramm, um der Rolle als öffentlich wirksamen Kulturort gerecht werden zu können. Als Reaktion zur kleinteiligen und heterogenen Altstadt Erfurts gliedert der Entwurf daher das Programm in drei eigenständige Gebäude. Jedem Gebäude ist eine grundlegende Hauptfunktion zugeordnet, aus dieser eine räumliche Typologie resultiert:​
- Veranstaltungen als Pavillon
- Bibliothek als Galerie
- Ausstellungen als Enfilade

Damit die drei Typologien als zusammenhängendes Ensemble wirksam, dient eine umlaufende Kolonnade als verbindende bauliche Struktur. Es entsteht ein gemeinsamer Innenhof als Stadtraum, von welchem alle Nutzungen eigenständig erschlossen und unabhängig voneinander genutzt werden können.

NACHHALTIGE FÜGUNG
Als mittelalterliche Stadt ist Erfurt geprägt von Fachwerkgebäuden. Mit einer zeitgenössischen Skelettbauweise aus Holz interpretiert der Entwurf seinen Kontext und stellt ihn in Bezug mit diesem. Das Ensemble inklusive der Kolonnade fußt dabei auf einem festen Achsraster von 3,00 m. Lediglich in der Tiefe der Gebäude reagiert das Raster flexibel auf die jeweiligen funktionalen Ansprüche. Die Struktur ist in ihrer grundlegenden Ausbildung resilient genug, um selbst auf ändernde Nutzungen angepasst werden zu können.

Das hölzerne Stütze - Träger - System ist an den Knotenpunkten mithilfe einer Konsole verbunden. Die viergeteilten Stützen werden nach jedem Höhenmeter durch ein Stahlkreuz verstärkt, um die Tragfähigkeit sicherzustellen. Die Dachkonstruktionen werden jeweils durch Stahlträger ausgebildet. Diese ermöglichen höhere Spannweiten und trennen den oberen Raumabschluss von den anderen raumbegrenzenden Elementen. Vorgefertigte Sandwichplatten, welche die Eindeckung tragen und gleichzeitig dämmend wirken, ermöglichen einen effizienten Dachaufbau.

NIEDRIGSCHWELLIGER AUSDRUCK
Der Ausdruck eines Gebäudes hat zweifelsfrei einen erheblichen Einfluss auf dessen Wirkung im öffentlichen Kontext. Im Bezug zur Gestalt eines Dritten Ortes nennt Ray Oldenburg das "low profile" als eine der notwendigen Bedingungen. Dementsprechend ist es ein Bestreben des Entwurfes, eine Gestaltung zu finden, welche den niedrigschwelligen Charakter des Kalman-von-Wiehe-Hauses unterstützt.

Im Inneren ist das Ensemble von seiner Konstruktion und dessen Materialien geprägt. Sichtbare Oberflächen und farbige Akzente betonen die verschiedenen Elemente (Boden, Wand, Decke). Die einheitliche Farb- und Materialpalette vermittelt zwischen den Gebäuden und ihren unterschiedlichen Raumstrukturen.

Die Fassaden werden in ihrer Gewichtung differenziert. Durch die räumliche Vorsetzung der Kolonnade, ist diese das maßgebende und ausgeprägteste Element. Mit einem abstrahierten Bogen werden die Öffnungen betont. Es entsteht ein Hybrid aus baulicher Kolonnade und visueller Arkade. Sowohl hof- als auch straßenseitig verbindet ein quadratischer Fries als horizontales Band das gesamte Ensemble.

Die eigentlichen Gebäudefassaden liegen auf der konzeptuell relevanten Hofseite in zweiter Ebene hinter der Kolonnade. Dementsprechend sind diese deutlich pragmatischer und in ihrer Gestalt dezenter ausformuliert. Sie lassen die interne Struktur außen ablesbar werden. Besondere gestalterische Bedeutung kommt den Giebeln zu. Diese sind die einzigen Gebäudefassaden, welcher in einer räumlichen Ebene mit der Kolonnade liegen. Die farbige Gestalt zieht sich in die Giebel und betont dadurch die Eingänge zum Hof.

VERÄNDERLICHER INNENHOF
Die Gestaltung des Innenhofes basiert auf dem grundlegenden Raster des Ensembles und lässt die Achsen im Außenraum erlebbar werden. Im Sockel der Stützen wechselt das Material Beton von der Vertikalen in die Horizontale.
Durch die städtebauliche Einordnung des Ensembles entsteht an der Ostseite des Hofes ein Spannungsfeld zwischen Kolonnade und Platzgestaltung. Alle Bäume auf der Fläche des Innenhofes bleiben erhalten.

Da alle Nutzungseinheiten vom Hof erdgeschossig erschlossen werden, bietet dies die Möglichkeit und in gleicher Weise die Pflicht zur Bespielung des Außenraumes. Als räumliche Unterstützung zum flexiblen Mobiliar sind Fundamentsteine in den Hofboden integriert. Die abdeckbaren Fundamente ermöglichen eine einfache und veränderliche Montage einer Hofüberdachung. Der dezentrale Trinkbrunnen bildet das einzig feste additive Element im Außenraum.
 

Schlagworte

Kulturzentrum, Besucherzentrum, Kalman von Wiehe Haus, Jüdisch-Mittelalterliches Erbe Erfurt, Typologie, Unesco-Weltkulturerbe

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