Architekturobjekt 1 von 161

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer


G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: FH Potsdam, Fachbereich 3, Yvonne Fandke

Begegnungen unter historischem Tragwerk - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Atelier - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Tanz und Bewegung - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Werkstatt, Repair und DIY - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Bibliothek und Lesecafé - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Foyer und Restaurant - G.I.R.L.S Gemeinsam im Rundlokschuppen

© Hüsna Geçer

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: FH Potsdam, Fachbereich 3, Yvonne Fandke

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

04.2024

Gebäudedaten

Bauweise

Mauerwerksbau

Tragwerkskonstruktion

Stahl

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

4.000 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Rundlokschuppen als Kieztreffpunkt

Rummelsburg soll eine neue Mitte erhalten. Genau dort, wo der Ortsteil räumlich durch die Bahnanlage getrennt scheint, soll durch die Wiederbelebung des Rundlokschuppens als Raum für Kultur, Freizeit und Bildung der Ortsteil zusammenwachsen.
Um ein nachhaltiges Nutzungskonzept zu erarbeiten, stehen wesentliche gesellschaftliche Herausforderungen und Fragestellungen im Zentrum eines Konzeptes zur neuen, öffentlichen Nutzung des Rundlokschuppens. Stadteilbezogene kulturelle Einrichtungen und soziale Treffs gewinnen in der aktuellen Stadtplanung und Weiterentwicklung der sozialen Infrastruktur an Bedeutung. Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser und Treffpunkte im Kiez sind enorm wichtig. Eine besondere Herausforderung stellt die begrenzt verfügbare, stadteigene Fläche für die Umsetzung solcher Projekte dar. Flächenpotentiale könnten in bis dato ungenutzten Bestandsgebäuden zu finden sein. Bislang ist der Rundlokschuppen Landmark für eine unzugängliche innerstädtische, riesige Fläche sowie das Aussitzen der Entscheidung zur Auf- oder Verwertung der Immobilie. Angesichts der aktuellen stadträumlichen und demografischen Entwicklungen gilt es den durch Industriearchitektur und Gewerbe geprägten Standort neu zu bewerten. Der Ort, dessen Nutzung durch die Bahn den heutigen Anforderungen nicht mehr genügt, soll in dem Entwurf einer breiten Öffentlichkeit als bezirksnahen Kunst- und Kultureinrichtung zugängig gemacht werden.
Mit seiner Geschichte als Wartungshalle für Lokomotiven ist das Gebäude heute ein Denkmal für die aufkommende Mobilität zur Zeit der Industrialisierung und für die Ingenieurleistungen der Zeit um die Jahrhundertwende. Aber es steht auch als Mahnmal für die damit verbundene Ausbeutung fossiler Energie und einem rücksichtslosen Umgang mit dem planetaren Ökosystem, den die Industrialisierung mit sich brachte. An einem Ort, an dem früher repariert und gewartet wurde, soll in Zukunft das Wissen um Instandhaltung sowie nachhaltigen Gemeinschaffens vermittelt und gelebt werden. Der Entwurf steht ebenfalls für eine Diskussion um Erhalt und Verfall, den sich die Natur in den vergangenen 20 Jahren des Leerstands zunutze machte. Das heute vorzufindende kleine Biotop aus Bäumen, Gräser, Fledermäusen und seltenen Käfern soll als zentrales Element des Entwurf-Konzeptes an das stetige Verhandeln zwischen Natur und Kultur erinnern.Die zukünftige Nutzung des Gebäudes steht auf vier Standbeinen.

Bildung und Teilhabe:​
Als inklusiver Ort sollen Räume für Umweltbildung und Selbstermächtigung im Sinne von „Repair“ entstehen. Im Raumkonzept wird eine offene Werkstatt für die Fahrradreparatur oder anderer DIY-Projekte sowie eine Bibliothek vorgesehen. Mit der zunehmenden digitalen Verfügbarkeit von Medien kommt den Bibliotheken als Teil kommunaler Kultur- und Bildungseinrichtung eine sich ändernde Bedeutung zum Ort des Austauschs und der Kommunikation zu. Der begrünte Innenraum und angrenzende Außenbereich sollen das direkte Erleben der Natur ermöglichen und nebenbei Vorgänge in der Natur zum Beispiel mit Konzepten wie dem „Talking Tree“ vermitteln.

Freizeit und Sport:​
Mit seiner räumlichen Dimension bietet der Rundlokschuppen den idealen Platz für Bewegung und Tanz. Große Säle, intime Räume der Entspannung und ein Fitnessangebot im Außenraum ist in den großzügig überspannten Räumlichkeiten möglich. Ein spezifisches Bewegungsangebot ergänzt sehr gut den Standort, der hauptsächlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen sein wird.

Kunst und Kultur:​
Mit der Umnutzung der Halle als Veranstaltungsraum soll ein breites Kunst- und Kulturangebot möglich werden. Es sollen sehr flexible Nutzungen von Theater, Ausstellungen, Konzerten oder auch Abibällen realisierbar sein. Vereine, Schulen und Freischaffende sollen das Gebäude nutzen können. Kunst soll auch vor Ort in kleinen Ateliers entstehen.

Begegnung:​
Als Haltestelle auf der Überquerung der Bahnanlage ist der Rundlokschuppen vorrangig ein Ort der Begegnung. Im Innen- und Außenraum sollen attraktive Aufenthaltsbereiche, Räume für lokale Initiativen und ein Café dies ermöglichen.

Das Entwurfs-Konzept sieht in einer gemeinwohlorientierten öffentlichen Nachnutzung dieses Denkmals den besten Ansatz, die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Ziele zu erreichen. Das Gebäude soll in Zukunft einer Gesellschaft im Wandel als Lern-Kultur und Begegnungsort zur Verfügung stehen. Die Erschließung des Gebäudes mit einer Brücke für Rad- und Fuß Verkehr steht damit ganz im Sinne der Mobilitätswende. Auch soll der vielseitigen öffentlichen Nutzung ein barrierefreier Zugang zu sämtlichen Gebäudebereichen ermöglicht werden, damit eine Teilhabe aller Menschen möglich ist. Als bezirkliche Einrichtung wäre ein an der jeweiligen Bewohnerstruktur orientiertes Kulturangebot an diesem Standort sehr wünschenswert.

Entwurf

Der bestehenden Substanz des Rundlokschuppens sollen Ertüchtigungen zum Erhalt und behutsame Ergänzungen zur Aufwertung hinzugefügt werden. Die derzeitige Gestalt mit all seinen Überformungen im Vergleich zum bauzeitlichen Zustand bleibt weitestgehend unangetastet. Die Anbauten im nördlichen Teil des Rundlokschuppen werden als gewachsene Erweiterung des Gebäudes betrachtet, deren Raum-Potentiale in den Entwurf mit einfließen. Durch Schließen der Gebäudehülle und Einbauten zur Erzeugung differenzierter Raumbereiche, soll die Nachnutzung möglichst substanz- und ressourcenschonend erfolgen. Insgesamt soll ein zurückhaltendes Maß der neuen Nutzung entwickelt werden. Die Dimension des Gebäudes und seine historische Nutzung sollen nachvollziehbar bleiben und sich gleichzeitig einer neuen Nutzung nicht verwehren. Die architektonischen Eingriffe und Setzungen, sollen sich in ihrer Erscheinung klar vom Bestand abheben. Dies soll unter anderem durch eine konsequente Materialwahl und eine Einfachheit des Entwurfs sichtbar werden.
Ausgehend von den angedachten Nutzungen wurde ein Raumkonzept ermittelt, welches konkrete Bereiche definiert. Es entstehen vier in sich funktionierende Einheiten im Rund des Gebäudes. Die einzelnen Einheiten erhalten verschiedene Qualitäten, die die Bedingungen der verschiedenen Nutzungen bestmöglich erfüllen und flexibel auf Änderungen reagieren können. Diese in sich geschlossenen Raumbereiche bilden neben der funktionalen Einheit auch einen thermisch abgetrennten Bereich und können separat verwaltet werden. Jede Einheit bekommt eine zweite Ebene, die das vertikale Raumangebot im Außenring unter den historischen Fischbauchträgern ausnutzt. Die neuen Einbauten setzten sich als Holzkonstruktion bewusst mit sichtbaren, ingenieurmäßigen Verbindungen von der historischen Konstruktion ab.
Der besondere Raumeindruck, der inmitten des Säulenrings und unter der von der Schwedlerkuppel überspannten Halle entsteht, soll weiterhin erlebbar sein. Der Innenraum soll als grüne Oase die kommunikative Mitte bilden und bleibt in seiner vollen Dimensionierung erfahrbar. Ein leichtes Wetterdach aus transparenten ETFE-Luftkissen spannt sich über die Fachwerkkuppel. Den Holzeinbauten im Außenring wird eine Stahlstruktur zur Erschließung der oberen Ebene vorgesetzt. Die Stahlstruktur aus einer Vielzahl von Stützen-Duplikaten bildet gleichzeitig Wandelgang zwischen den historischen Gussstützen und Rankgerüst. An die Stahlstruktur anhängende Treppen formen ein Hineinwachsen der Randzonen mit den unterschiedlichen Nutzungen in den Innenraum. Die Positionierung der Treppen erinnert außerdem an die zur Drehscheibe ausgerichteten Wartungsgleise der historischen Nutzung. Einige der Treppen sind als entlang der Stahlkonstruktion verfahrbar geplant, sodass der Raum passend zur Veranstaltung angepasst werden kann. Zwischen den Treppen ließe sich eine mobile Tribüne errichten. Die verschiedenen Wegangebote sollen die Bewegung im Haus befördern sowie Wahlmöglichkeiten und zufällige Begegnungen auslösen. Die historische Drehscheibe erfährt als Drehbühne für Veranstaltungen eine Renaissance.
Die Anbauten der 1960er Jahre werden künftig als Eingangsbereich und Restaurant genutzt. Die neu hinzugefügte Holzstruktur der Einbauten findet sich auch als Verkleidung am Eingangsbereich wieder und wächst hinaus als teilweise Verkleidung des Anbaus. Schon von außen ist sichtbar, dass dort etwas Neues im Rundlokschuppen passiert. Insgesamt sollen mit einer größtmöglichen Transparenz vielfältige Sichtbeziehungen entstehen, die Anreize zum Mitgestalten schaffen. Durch die Bewegung im Gebäude vorbei an Bäumen und historischen Bauteilen soll Alt und Neu gleichermaßen erlebbar werden.

Beschreibung der Besonderheiten

Außenanlagen und Erschließung des Rundlokschuppens

Der Rundlokschuppen liegt zwischen den Gleisen auf dem Betriebsgelände der Bahn. Zum öffentlichen Straßenraum beträgt die Luftlinie vom Rundlokschuppen bis zur Zobtener Straße im Norden etwa 55 Meter und zur Hauptstraße im Süden etwa 150 Meter. Die Herausforderung, den Rundlokschuppen zugänglich zu machen, besteht darin, dass die Gleisanlagen ober- oder unterirdisch überquert werden müssen. Dies ist notwendig, da auf dem dicht mit Gleisen bebauten Betriebsgelände der Bahn keine Passanten Zutritt haben. Die Planung einer Brücke oder eines Tunnels stellt einen wichtigen Schritt dar, um den Zugang zum Rundlokschuppen zu ermöglichen und seine Attraktivität für Besucher zu erhöhen.
Früher diente ein Fußgängertunnel am nördlichen Ende des Betriebsbahnhofs Rummelsburg als Verbindung der Zobtener Straße zur Hauptstraße. Dieser Tunnel wurde im Jahr 1910 freigegeben, ist jedoch seit Jahren für Fußgänger nicht mehr zugänglich. Derzeit wird er als Trasse für zwei Fernwärmerohre genutzt und kann leider nicht reaktiviert werden.
Ein interessanter Beitrag im Nachbarschaftsdialog Lichtenberg Süd im Juni 2021 schlägt vor, den S-Bahnhof Betriebsbahnhof Rummelsburg aufzuwerten und eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Gleisanlagen zur Saganer Straße zu bauen. Dies soll die Überlastung entlang der Hauptstraße und durch die geschützte Grünfläche am Bolleufer abbauen, indem der S Betriebsbahnhof Rummelsburg aufgewertet und eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Gleisanlagen zur Saganer Str. gebaut werden soll. Das würde dem Bahnhof eine größere Bedeutung verleihen und einen Blick auf alte Industrieanlagen und den historischen Rundlokschuppen ermöglichen.
Die öffentliche Nutzung im Rahmen unseres Entwurfsprojekts setzt einen einfachen und direkten Zugang zum Rundlokschuppen voraus. Der Entwurf greift die bereits diskutierte Idee der Überquerung auf und schlägt eine Rampe vor, die den barrierefreien Zugang sowie die sicherheitsrelevanten Abgrenzungen zu den Gleisanlagen in sich vereint. Über die Schiene hinweg führt sie zur Aussichtsplattform und Rundlokschuppen.
 

Nachhaltigkeit

Die Themen Ökologie und sparsamer Umgang mit Ressourcen zeigen sich in einem zurückhaltenden Materialeinsatz und dem Anspruch möglichst wiederverwendbare Materialien für den Bau zu verwenden. Die gebaute Substanz soll weitestgehend erhalten bleiben. Die ehemals von Kohle-Abgasen und Wasserdampf benebelte Halle soll zu einem grünen Garten werden und ganzjährig ökologisches Lernen ermöglichen und dadurch die nachfolgenden Generationen für eine achtsame ökologische Lebensart sensibilisieren.
Unterschiedlich temperierte Bereiche und ein auf die Nutzung angepasstes Heizkonzept sollen den Heizenergiebedarf minimieren.
Die neuen Einbauten sollen mit einem effizienten Materialeinsatz möglichst demontierbar und in Einzelteilen transportierbar, auch vor dem Hintergrund der Baustellen-Logistik an diesem durch Bahngleise umschlossenen Ort, hergestellt werden. Gemäß den aktuellen Energieeinsparverordnungen werden die beheizten Raumbereiche mit einer Innenwanddämmung mit integrierter Wandheizung und Bodendämmung versehen. Die Holzschalung des Daches wird ebenfalls mit einer Dämmung ertüchtigt. Für Baudenkmäler gelten die in dem GEG formulierten Abweichungen, wobei trotzdem in Mindestwärmeschutz erreicht werden soll. Der volumenmäßig größere Teil bleibt thermisch niedrig beheizt. Die Mauerwerkswände verbleiben dort wo möglich in derzeitiger Substanz. Gegebenenfalls sind Putzanteile und poröse Stellen auszutauschen und schadstoffgerecht zu entsorgen. Auch eine Schadstoffbelastung des Bodens durch die frühere Nutzung als Werkstatt ist nicht auszuschließen. Es wird davon ausgegangen, dass der Boden großflächig ausgetauscht werden muss, um die aktuellen Anforderungen an das „schadstoffarme Gebäude“ zu erfüllen. Dies eröffnet eine Neugestaltung des Innenbereichs, der größtenteils unversiegelt bleibt und bepflanzbare Flächen ausbildet. Die üppige Begrünung wird von befestigten Wegen durchzogen.

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Sonstiges

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Geothermie

 

Sekundärenergie

Fernwärme

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