Architekturobjekt 1 von 686

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer


DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

70597 Stuttgart, Ahornstraße 22

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: THE BAUKUNST DYNAMITES

Das Hölzel-Haus wird kopiert, verschoben und an gewünschter Stelle wieder eingefügt. Der entstehende Anbau folgt dem bestehenden Gebäude wie ein Schatten und wird zu seinem DOPPELGÄNGER. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Blick von oben auf das Hölzel-Haus in Stuttgart vor dem Umbau (2018). - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Das Stiftungshaus fügt sich harmonisch in das umliegende Villenviertel ein und schafft zugleich eine architektonische Landmarke. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Drohnenbild vom Hölzel-Haus vor dem Umbau (2018). - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Der neue Haupteingang bietet einen barrierefreien Zugang und revitalisiert das ehemalige Gartengeschoss vom Keller zum einladenden Eingangsbereich. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Das Bestandgebäude im Originalzustand (2018). - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Die Kopie folgt dem Original bis ins Detail. Es gibt nur einen Unterschied zwischen Alt und Neu: Der Anbau ist komplett entfärbt. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Die Form und die Position des DOPPELGÄNGERs sind durch seine Materialität als Überlagerungen deutlich sichtbar. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Das Ergebnis ist eine Gegenüberstellung von Vergangenheit und Zukunft, als Zeichen für das Werk des Künstlers Adolf Hölzel und das Selbstverständnis der Adolf Hölzel Stiftung. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© Philip Kottlorz

Original und Kopie, Ursprung und Fortsetzung sind auch im Innenraum deutlich erkennbar und erzeugen einen Zwischenraum mit ungewöhnlichen Perspektiven. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Auf der Galerie der Kunstschule im ersten Stock ist der Künstler Adolf Hölzel in Form eines Porträts präsent. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Blick in die Kunstschule von der Empore. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Das Prinzip der Entfärbung wird auch im Innenraum durchgezogen und zeigt die Schnittstelle zwischen Bestand und Anbau. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Eingangsbereich im Untergeschoss mit selbst gestalteten Fototapeten. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Im Eingangsbereich begrüßen der Künstler Adolf Hölzel und seine Schüler:innen die Besucher:innen. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Das Treppenhaus ist mit tanzenden Figuren nach einer Zeichnung des Künstlers Adolf Hölzel bespielt. (Entwurf Fototapete: THE BAUKUNST DYNAMITES). - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Die Ausstellungsebene befindet sich im Obergeschoss. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Das Sitzungszimmer der Stiftung liegt im Erdgeschoss mit neuem Zugang auf die Terrasse. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Teeküche im Erdgeschoss. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Neue Fliesen sind harmonisch aufeinander abgestimmt. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Vorhandene Materialien wie z.B. Holzböden wurden aufgearbeitet und mit neuen Materialien ergänzt. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

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Die Bestandsdachziegel wurden recycelt und zu 60% wiederverwendet. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© THE BAUKUNST DYNAMITES

Handgestrichene Biberschwanz-Zementplatten wurden als entfärbtes Pendant von einer Dachplatten Manufaktur in Österreich produziert. - DOPPELGÄNGER reloaded - Anbau, Umbau und Sanierung des Hölzel-Hauses zur künstlerischen Begegnungsstätte

© THE BAUKUNST DYNAMITES

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: THE BAUKUNST DYNAMITES

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Ahornstraße 22, 70597 Stuttgart, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Erweiterung

Fertigstellungstermin

09.2022

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

THE BAUKUNST DYNAMITES

Innerer Nordbahnhof 1

70191 Stuttgart

Deutschland

Tel. 01604307233

mail@thebaukunstdynamites.com

Bauherr

Adolf Hölzel Stiftung

Ahornstraße 22

70597 Stuttgart

Deutschland

info@adolf-hoelzel.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Furche Geiger Zimmermann Tragwerksplaner

Am Turbinenkanal 5

73240 Wendlingen

Deutschland

info@fuzi-tragwerke.de

Fachplanung: Brandschutz

Brandschutzpartner, Dipl.-Ing. Birgit Czipf

Ludwig-Jahn-Straße 89

73732 Esslingen am Neckar-Hegensberg

Deutschland

proplan@czipf.de

Fachplanung: Bauphysik

cape Binder + Hillnhütter Architekt und Bauphysiker Partnerschaft

Am Säumarkt 10

74523 Schwäbisch Hall

Deutschland

mail@cape-ingenieure.de

Bauleistung: Gas, Wasser, Abwasser

NECKER GmbH - Heizung Sanitär Flaschnerei

Lamparterstraße 6

72141 Walddorfhäslach

Deutschland

Bauleistung: Elektroinstallation

Trinewa Elektro- & Gebäudetechnik GmbH

Lamparterstraße 6

72141 Walddorfhäslach

Deutschland

Bauleistung: Maler, Lackierer

ARTA GmbH +Co.

Eglosheimer Str. 40

71636 Ludwigsburg

Deutschland

Bauleistung: Estrich, Bodenbeschichtungen

Estrich- Osterland GmbH & Co.

Gewerbestr. 14

70565 Stuttgart

Deutschland

Bauleistung: Zimmerei, Ingenieurholzbau

Holzbau Schaible GmbH

Gewerbepark 6

72218 Wildberg

Deutschland

Bauleistung: Fliesen, Platten

Marc Käppeler e.K.

Schönbergstraße 20

73760 Ostfildern-Kemnat

Deutschland

Bauleistung: Straßenbau

Gebr. Lutz

Leintelstr. 16

73262 Reichenbach

Deutschland

Bauleistung: Gerüstbau

MACK Gerüsttechnik GmbH

Carl-Zeiss-Straße 2

71101 Schönaich

Deutschland

Bauleistung: Rohbau

Flachs Bauunternehmung GmbH

Ludwigsburgerstraße 203

70435 Stuttgart

Deutschland

Bauleistung: Rollläden und Sonnenschutz

Antic & Großer GmbH

Markgröninger Straße 49

70825 Korntal-Münchingen

Deutschland

Bauleistung: Metall- und Stahlbau

Heimsch Metallbau GmbH

Julius-Hölder-Straße 10

70597 Stuttgart

Deutschland

Bauleistung: Metall- und Stahlbau

Mayer Zeltwanger GmbH

Kruppstraße 42

70469 Stuttgart-Feuerbach

Deutschland

Bauleistung: Parkett, Bodenbeläge

Parkett Neubert

Obertürkheimerstraße 39

73733 Esslingen

Deutschland

Bauleistung: Garten- und Landschaftsbau

Ralf Sklarski Bauunternehmen GmbH & Co.KG

Hanns-Klemm-Straße 52

71034 Böblingen

Deutschland

Bauleistung: Verglasung, Fensterbau

Peter Strauss Glaserei-Fensterbau

Mittlere Straße 21A

70597 Stuttgart

Deutschland

Verwendete Produkte

Bucher Platten Manufaktur (AT)

Zement-Dachplatte

handgestrichene Zement-Dachplatte Biberschwanz

Colt International GmbH

RWA-System

Airlite

CREATON

Biberschwanzziegel

KLASSIK Rundschnitt, naturrot

FMG Fabbrica Marmi e Graniti (IT)

Bodenfliesen

Venice Ivory / Silver, matt

MARAZZI (IT)

Wandfliesen

Zellige Gesso / Corallo, glänzend

VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken GmbH & Co. KG

Möblierung

u.a. KN-39 Stuhl, TriTable-III und Solo Hocker

Gebäudedaten

Bauweise

Holzrahmenbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

2.291 m³

 

Bruttogrundfläche

756 m²

 

Nutzfläche

600 m²

 

Verkehrsfläche

56 m²

 

Wohnfläche

70 m²

 

Grundstücksgröße

816 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

1.850.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das Architekturlabel THE BAUKUNST DYNAMITES findet eine neuartige Antwort auf die Frage, wie das historische Wohn- und Atelierhaus des Künstlers Adolf Hölzel in Stuttgart behutsam saniert und gleichzeitig für die Aufgaben einer modernen Stiftung umgebaut werden kann. Zu Lebzeiten des abstrakten Malers und Lehrers – zu dessen Schüler:​innen u.a. Willi Baumeister, Johannes Itten, Ida Kerkovius und Oskar Schlemmer gehörten - war das Haus ein Ort der Begegnung mit der Avantgarde. Die Aufgabe für die jungen Architektinnen bestand darin, das ehemalige Künstlerhaus zu sanieren, für eine zeitgemäße gemischte Nutzung umzubauen und so zu seiner ursprünglichen Bestimmung eines lebhaften kulturellen Treffpunkts zurückzuführen. Der Entwurf sollte dabei auf die künstlerische Praxis des Avantgarde-Künstlers reagieren – ein Zeichen für das Werk von Adolf Hölzel werden - sowie den historischen Baubestand würdigen und Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit schaffen.

Das Bestandsgebäude wies eine gute Bausubstanz auf, war aufgrund vielzähliger Um- und Weiterbauten jedoch sehr heterogen. Um eine zeichenhafte Architektur zu entwickeln, die gleichzeitig Angemessenheit gegenüber dem Bestand beweist, bedienten sich die Architekt:​innen am Prinzip Copy and Paste. Das Hölzel-Haus wird um einen Anbau erweitert und dabei selbst zum Gestaltungsthema:​ Der Bestand von 1905 wird kopiert, verschoben und anschließend als Kopie wieder an geforderter Stelle eingesetzt. Der dabei entstehende Anbau folgt ähnlich einem Schatten dem bestehenden Gebäude und wird zum DOPPELGÄNGER. Die Gestalt und Position des DOPPELGÄNGERs werden nicht zuletzt durch seine Materialität, als Überlagerungen sichtbar. Die Kopie folgt dem Original dabei bis ins Detail einfach so, wie das Haus 2015 vorgefunden wurde. Nur in einem Punkt unterscheiden sich Alt und Neu:​ Der Anbau zeigt sich völlig entfärbt. Dabei fügt sich das Stiftungshaus harmonisch in das umliegende Villenviertel ein und gibt doch klar zu verstehen, dass hier etwas Neues entstanden ist.

Auch im Innenraum wird das Thema der Entfärbung wieder aufgegriffen. So wurde bei den Materialien wie beispielsweise den Bodenbelägen, Wandfarben und den eigens für das Haus entwickelten Wandtapeten mit verschiedenen Farbchangierungen gearbeitet. Den Besucher:​innen begegnen auf den Wänden im Anbau historische schwarz-weiß Fotografien von Hölzel in seinem Stuttgarter Atelier sowie Hölzel und seine Schüler (beide Fotos um 1914) wohingegen im Bestandstreppenraum übergroße und bunte tanzende Figuren bis ins Dachgeschoss begleiten. Grundlage für die abstrahierte grafische Arbeit von THE BAUKUNST DYNAMITES war die farbige Zeichnung Hölzels „Komposition mit Figuren Tinte und Kreiden auf Papier, 1920“.

Belebt wird das vielfältige Raumangebot auf ca. 600m² durch ein multifunktionales Gesamtkonzept u.a. bestehend aus einer Kunstschule, Ausstellungsebene, Archiv und Atelierwohnung für Stipendiat:​innen. Neben den baulich-energetischen Verbesserungen im Bestand und einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie nutzt die Erweiterung das baurechtliche Potential des Grundstücks voll aus. Das Projekt DOPPELGÄNGER reloaded legt großen Wert auf ökologische, wirtschaftliche und soziale Resilienz. So wurde das Nutzungs- und Betriebskonzept der gemeinnützigen Stiftung im Planungsprozess früh mitgedacht und der Entwurf mit hohem wirtschaftlichem Anspruch umgesetzt. Dabei konnten Budget und Zeitplan der Stiftung trotz widriger Umstände wie der covid19-Pandemie, zwischenzeitlich explodierender Stahl- und Holzpreise sowie Lieferengpässen aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, unter enormen Einsatz des gesamten Teams gehalten werden.

Nicht zuletzt, um Ressourcen und Energie zu sparen, wurden im Entwurf und der Umsetzung auf den Erhalt und möglichst minimale Eingriffe in die bestehende Bausubstanz geachtet. So stellt sich der Anbau in Holzrahmenbauweise wie eine Schale vor den Bestand aus ausgemauertem Fachwerk und erzeugt einen Zwischenraum mit ungewöhnlichen Perspektiven. Dabei tritt er dem Bestandsgebäude angemessen und mit Respekt entgegen. Die historische Außenhülle wird zur Innenwand und schafft neben der besonderen Ästhetik eine zusätzliche Klimaschicht. Die gebäudetechnische Ausstattung wurde geringgehalten, um schützenswerte Bausubstanz erhalten zu können, ohne jedoch am Komfort zu sparen.

Die Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien zieht sich durch das gesamte Projekt. Bestandsfenster wurden restauriert und mit gleichen Materialien für den Anbau reproduziert. Gut erhaltene Oberflächen wurden aufgearbeitet und durch neue Materialien ergänzt. Die Dachziegel wurden zu 60 % recycelt und lassen auf dem bestehenden Dach eine bunte Mischung aus alten und neuen Ziegeln in verschiedenen Rottönen entstehen. Als entfärbtes Pendant wurden die Biberschwanz-Dachziegel des Anbaus von einem Hersteller aus Österreich eigens aus Beton in vier Grautönen gefertigt. Kupferregenrohre im Bestand wurden zu Zinkregenrohren im Anbau. Der alte gelbe Putz wurde nach Möglichkeit beibehalten und aufgearbeitet und im Anbau in identischen Putzstrukturen, jedoch in hellgrau, repliziert. Die entfärbten Materialien des DOPPELGÄNGERs sind naturbelassen und wurden so ausgewählt, dass sie im Laufe des Alterungsprozesses an Patina gewinnen. Beim Bauprozess wurde darauf geachtet, den Eingriff in die Umwelt minimal zu halten, auch im Außenraum möglichst viel zu erhalten, wenig neue Flächen zu versiegeln, neue Bäume zu pflanzen und das Grundstück nach außen zu öffnen.

Mit der nachhaltigen Sanierung und Erweiterung wurde der historische Bestand gesichert und für öffentliche Nutzungen wieder zugänglich gemacht. Durch den neuen Erdgeschosszugang und Einbau eines Aufzugs wurden die Barrierefreiheit im Gebäude hergestellt und somit ein wichtiger Baustein der sozialen Teilhabe gelegt. Die neue Nutzungsvielfalt mit Wohnen, Arbeiten und Kultur ermöglicht eine intelligente und flexible Nutzung des Hölzel-Hauses, das so auch auf zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen vorbereitet ist. Damit ist der Adolf Hölzel Stiftung gemeinsam mit THE BAUKUNST DYNAMITES eine komplexe Transformation gelungen, welche dem Bestand angemessen gegenübertritt und zugleich eine neue architektonische Landmarke schafft.

Ergebnis ist eine Gegenüberstellung von Vergangenheit und Zukunft, als Zeichen für das Werk des Künstlers Adolf Hölzel und das Selbstverständnis der Stiftung. Es ist ein inspirierendes Umfeld für künstlerisches Arbeiten, für Vernissagen, Empfänge, Lernen und Wohnen entstanden. Das Projekt DOPPELGÄNGER reloaded zeigt damit exemplarisch, dass in der Auseinandersetzung mit dem Um- und Weiterbauen von Bestand neben der Frage nach Angemessenheit sowie der Bewahrung von Baukultur, ebenso großes Potential für die Umsetzung neuer Konzepte und Lebensentwürfe steckt. Durch Impulse aus historisch gewachsenem Kontext, dem Wissen verschiedener Akteure und zeitgemäßer Architektur kann so gebaute Diversität entstehen - spezifische Orte mit spannender Geschichte und vielversprechender Zukunft.

Beschreibung der Besonderheiten

Mit der Sanierung und Erweiterung des Hölzel-Hauses wurde der historische Bestand gesichert und für öffentliche Nutzungen wieder zugänglich gemacht. In Zusammenwirken mit dem Bestandsgebäude wurden durch den Anbau neue Flächen generiert, welche den Anforderungen und Wünschen der Stiftung entsprechen. Dabei konnte der Baubestand der Stadtvilla trotz aufwendiger Sanierungs- und Umbaumaßnahmen weitgehend erhalten bleiben. Durch den neuen Anbau und die Verlegung des Haupteingangs von der Ahornstraße in die Felix-Dahn-Straße wurde der barrierefreie Zugang zum Hölzel-Haus ermöglicht. Durch den Einbau eines Aufzugs wurde die Barrierefreiheit in alle öffentlich zugänglichen Bereiche erweitert und somit ein wichtiger Baustein der sozialen Teilhabe gelegt.

Belebt wird das vielfältige Raumangebot durch ein multifunktionales Gesamtkonzept bestehend aus einer Kunstschule, Ausstellungsräumen, Archiv und Atelierwohnung für Stipendiat:​innen aber auch eine Bibliothek, Büroräume sowie ein Workshopraum und Sitzungszimmer finden Platz im neuen Hölzel-Haus. Dabei wurde im Planungsprozess das Nutzungs- und Betriebskonzept der gemeinnützigen Stiftung früh mitgedacht. Das Haus ist durch die verschiedenen Nutzer:​innen rund um die Uhr belebt und die Einnahmen über Miete, Kursangebote und Ausstellungen decken einen Teil der laufenden Kosten ab.

Das Bildungsangebot dient unterschiedlichen Alters- und Interessengruppen:​ im neuen Anbau ist die Kunstschule mit flexibler Möblierung untergebracht, in der Malkurse, insbesondere für Kinder, angeboten werden. Diese wird in Zusammenarbeit mit freien Künstler:​innen, Stuttgarter Schulen und gemeinnützigen Organisationen betrieben. Außerdem werden auch museumspädagogische Programme für Erwachsene angeboten. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des malerischen, zeichnerischen und literarischen Nachlasses des Künstlers wird durch Einrichtung des Archivs, in dem Kunstwissenschaftler und andere Interessierte aus aller Welt Forschungsarbeiten vornehmen können aufrechterhalten. Mit der Atelierwohnung für junge begabte Künstler:​innen im Dachgeschoss, erinnert die Stiftung an die anerkannte Bedeutung des Künstlers als Lehrer. So entsprechen die neuen Nutzungen im Hölzel-Haus zum einen der geschichtlichen Bedeutung Hölzels und entfalten zum anderen eine identitätsstiftende Wirkung für die Bürger:​innen in Degerloch und laden zu Partizipation ein.

Im architektonischen Diskurs hat der Umbau des Hölzel-Hauses seine Relevanz bewiesen und bestärkt die Stiftung in ihrer Arbeit. So wurde der DOPPELGÄNGER für den DAM-Preis 2024 nominiert und erhielt den German Design Award für exzellente Architektur 2024. Zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Magazinen erzählen zudem von einem Projekt, dessen Qualität mit Sicherheit auch ist, dass es streitbar ist, zu Diskussion und manchmal auch zu einem Schmunzeln anregt und somit langfristig in den Köpfen bleibt.

Das Hölzel-Haus zeigt einen neuen Weg, mit bestehenden Gebäuden umzugehen, sie umzubauen und umzunutzen. Dabei ist das schöpferische Element des Kopierens von Formen und deren Wiederholung oder Neuzusammensetzung, in der zeitgenössischen Kunst und abstrakten Malerei wohl bekannt. „An diesem Ort und für diese Bauaufgabe scheint das Kopieren des Bestands angemessen. Mit dieser Vorgehensweise steht das Hölzel-Haus in einer Reihe von Projekten, die Vergangenes neuinterpretieren, man denke etwa das wiederaufgebaute Haus Gropius in Dessau von Bruno Fioretti Marquez oder den ergänzten Ostflügel des Berliner Naturkundemuseums von Diener und Diener […]. Mit ihrem Konzept der Entfärbung liefern THE BAUKUNST DYNAMITES eine neue Spielart bei der leichtverfremdenden Nachbildung historischer Bauten.“ [1] Das Alte wird behutsam bewahrt, und dennoch eine neue Dimension hinzugefügt. Im Hölzel-Haus hat das Aufeinandertreffen von historischem Bestand auf zukunftsgerechte Wünsche und baukulturelle Anforderungen zu großer räumlicher Vielfalt und Komplexität im Innen und Außen geführt. Das Ergebnis ist eine Gegenüberstellung von Vergangenheit und Zukunft, als Zeichen für das Werk des Künstlers Adolf Hölzel und das Selbstverständnis der Adolf Hölzel Stiftung. Es ist ein inspirierendes Umfeld für kreatives Arbeiten, für Vernissagen, Empfänge, Lernen und Wohnen entstanden.

 „Das Projekt lädt zum Diskurs über Copy and Paste-Praktiken als kulturelles und künstlerisches Phänomen ein. So bleibt eine wesentliche Frage offen – eine, die mit Walter Benjamin weitergedacht werden kann:​ Kann eine identische Kopie die Aura des Originals nicht nur bewahren, sondern sogar neu erschaffen?“ [2] Das Konzept besticht durch Konsequenz im Detail:​ Wo der Bestand Sprossenfenster hatte, finden sich diese auch im Anbau wieder; wo im Bestand im Laufe der Jahre modernere Verbundfenster eingesetzt wurden, werden diese ebenso repliziert. Klappläden werden kopiert, selbst wenn sie wie beispielsweise über dem neuen Haupteingang ihre alltägliche Funktion verloren haben. Dabei wertet der Anbau das Bestandsgebäude qualitativ auf, indem er „Eigenschaften [enthüllt], die man sonst kaum vermutet hätte“ und den Bestand „aus seinen mehr oder weniger bewährten Sicherheiten und gewohnten Routinen herausholt und es für Gegenwart und Zukunft zu ertüchtigen imstande ist. Die Methode ist der Schatten, nicht der Schatten, der einem hinterherläuft, sondern einer, der ihm vorauseilt. Aus einem alltäglichen Bauobjekt wird damit Architektur. Eine Architektur, die der neuen Bestimmung des Hauses gerecht wird.“ [3]

„Wenn dieser Anbau fachlich nicht so sauber und aufwendig ausgeführt worden wäre, könnte man im ersten Moment an einen Glitch denken – eine Verschiebung des Realen – oder an das geisterhafte Durchschimmern einer monochromen Parallelwelt.“ [2] In der realen Welt wurde das Hölzel-Haus durch den Um- und Anbau auf zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen vorbereitet. Damit ist der Adolf Hölzel Stiftung gemeinsam mit THE BAUKUNST DYNAMITES eine komplexe Transformation gelungen, welche dem Bestand angemessen gegenübertritt und zugleich eine neue architektonische Landmarke schafft.

[1] Schönwetter, Christian (13.12.2022):​ deutsche bauzeitung, Verwandt und doch verschieden, URL:​ https:​//www.db-bauzeitung.de/bauen-im-bestand/hoelzel-haus-stuttgart-baukunst-dynamites/ [Stand 21.05.2025]
[2] Koschewski, Julia:​ Der Raum im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Die Architekt Nr.2 2025:​ Einfach nur einfach? Zur Komplexität zur Reduktion; Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, 1.Auflage, Berlin, 2025
[3] vgl. Georgiadis, Sokratis (Professor für Architekturgeschichte und -theorie, ABK Stuttgart):​ Doppelgänger reloaded, 26.06.2016

Nachhaltigkeit

Neben dem Einsatz der Adolf Hölzel Stiftung und den Architektinnen haben zahlreiche Fachplaner:​innen, lokale ausführende Firmen, Mentoren und Sponsoren das Projekt zum Erfolg geführt. Mit dem klaren gemeinsamen Ziel ökologischen Ansprüchen gerecht zu werden sowie Ressourcen und Energie zu sparen, wurden im Entwurf und der Umsetzung auf den Erhalt bestehender Bausubstanz und möglichst minimale Eingriffe in den Bestand geachtet. Für das über 12 m hohe Stiftungshaus gilt Gebäudeklasse 4 und Feuerwiderstandsklasse F60-B. Brandschutzplanerin Birgit Czipf grenzte in Zusammenarbeit mit den Architekt:​innen geschickt Nutzungseinheiten voneinander ab. Bestandstüren wurden, wo möglich brandschutztechnisch ertüchtigt.

Neue Raumabschlüsse lehnen sich harmonisch an die Gestaltung des Originals an, ein Lamellenlüfter als Rauch- und Wärmeabzug fügt sich in das Ziegeldach und weitere Anforderungen wurden durch eine Brandmeldeanlage kompensiert. Die gebäudetechnische Ausstattung wurde geringgehalten, um schützenswerte Bausubstanz erhalten zu können, ohne am Komfort zu sparen. Für den sommerlichen Wärmeschutz wurden vor allem die Dachbereiche in Bestand und Anbau intensiv gedämmt, zudem gibt es neben verschiedenen Verschattungsmöglichkeiten (u.a. Klappläden, Rollläden und Jalousien) im Anbau auch eine Nachtlüftung über die elektrisch gesteuerten Fenster. Um die Geometrie des Bestandsgebäudes nicht zu verändern, wurde in Abstimmung mit dem Ingenieurbüro CAPE, von einer Dämmung der Bestandsfassaden abgesehen. Die Bestandsfenster wurden restauriert und teilweise energetisch ertüchtigt. In dem ehemaligen Schornstein wurden Lüftungskanäle verlegt, die an die einzelnen Ebenen angeschlossen wurden. So kann bei zukünftigem Bedarf nachträglich eine Lüftungsanlage eingebaut werden. Das Bestandsgebäude wurde mit einem Gas-Brennwertgerät (bis 50 kW) mit Bio-Gas sowie Radiatoren und der Anbau mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.

Neben den baulichen und energetischen Verbesserungen für den Bestand nutzt die Erweiterung das baurechtliche Potential des Grundstücks voll aus. Der Anbau in Holzrahmenbauweise stellt sich wie eine Schale vor den Bestand aus ausgemauertem Fachwerk – kein Anschluss ist wie der andere. Gemeinsam mit dem Tragwerkplanern von Furche Geiger Zimmermann und dem Zimmermannsbetrieb wurden die Tragwerksdetails entwickelt. Dabei tritt der Anbau dem Bestand angemessen und mit Respekt entgegen. Die historische Außenhülle wird zur Innenwand und schafft neben der besonderen Ästhetik eine zusätzliche Klimaschicht.

Beim Bauprozess wurde darauf geachtet, den Eingriff in die Umwelt minimal zu halten, auch im Außenraum möglichst viel zu erhalten, wenig neue Flächen zu versiegeln. Der Anbau ermöglicht weiterhin die Nutzung eines Großteils des parkähnlichen Gartens und stärkt darüber hinaus den Bezug nach Außen, da das Gartengeschoss mit seinen Kellerräumen erst durch die Belegung der Malschule im Anbau vollflächig genutzt werden kann. Zudem wurden im Garten neue Bäume und Sträucher gepflanzt. Neben den notwendigen Stellplätzen wurde eine Terrasse angelegt und der ehemalige Holzzaun zur Straße rückgebaut, um das Grundstück nach außen zu öffnen.

Die Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien zieht sich durch das gesamte Projekt. Bestandsfenster wurden restauriert und mit gleichen Materialien für den Anbau reproduziert. Bereits im Eingangsbereich begegnet einem ein Kastenfenster von 1905, dass im Bestand aufgrund von Brandschutzanforderungen nicht bestehen bleiben konnte und in den neuen Holzanbau versetzt wurde. Gut erhaltene Oberflächen wurden aufgearbeitet und durch neue Materialien ergänzt. Die Dachziegel wurden zu 60 % recycelt und lassen auf dem bestehenden Dach eine bunte Mischung aus alten und neuen Ziegeln in verschiedenen Rottönen entstehen. Als entfärbtes Pendant wurden die Biberschwanz-Dachziegel des Anbaus von einer österreichischen Platten-Manufaktur eigens aus Beton in vier Grautönen gefertigt. Kupferregenrohre im Bestand wurden zu Zinkregenrohren im Anbau. Der alte gelbe Fassadenputz wurde nach Möglichkeit erhalten und aufgearbeitet und im Anbau in identischen Putzstrukturen, jedoch in hellgrau, repliziert. Die entfärbten Materialien des DOPPELGÄNGERS sind naturbelassen und wurden so ausgewählt, dass sie im Laufe des Alterungsprozesses an Patina gewinnen. Dadurch braucht das sanierte Gebäude wenig Pflege in der Erhaltung.

Auszeichnungen

German Design Award 2024, Winner – Kategorie Excellent Architecture

DAM Preis 2024, JUNG, Nominierung Longlist

Schlagworte

copy and paste, doppelgänger, thebaukunstdynamites, 1zu1 Kopie, Erweiterung, Sanierung, Umbau, Anbau

Energetische Kennwerte

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Gas

Biogas

 

Sekundärenergie

Strom

Energetische Kennwerte

Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")

143,00 kWh/(m²a)

 

Heizenergieverbrauchswert

112,00 kWh/(m²a)

 

Stromverbrauchswert

15,00 kWh/(m²a)

Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)

Heizung

75 %

 

Warmwasser

10 %

 

Beleuchtung

15 %

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Arbeitsplätze

2

 

Anzahl Klassen

1

 

Anzahl Schüler

15

 

Anzahl Kinder

15

 

Anzahl Wohneinheiten

1

 

Anzahl Stellplätze

3

Das Objekt im Internet

 

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