Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
Der Traum ist -Einfamilienh-aus - Ein transformativer Umgang mit Einfamilienhausgebieten im Berliner Speckgürtel
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Planen Bauen Umwelt, Jule Jünger
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Planen Bauen Umwelt, Jule Jünger
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
06.2025
Zeichnungen und Unterlagen
Beschreibung
Objektbeschreibung
Dafür wurde der sogenannte Speckgürtel Berlins und seine Potenziale genauer unter die Lupe genommen. Durch die bewegte Geschichte Berlins treffen hier verschiedenste Situationen und Typologien aufeinander. Räumlich spezifiziert sich der Entwurf schließlich auf den Übergang von Düppel (Berlin) zu Kleinmachnow (Brandenburg).
Um das Entwicklungspotenzial des Gebiets gesamtheitlich zu betrachten, ist das Eingreifen in verschiedenen Maßstäben notwendig. Diese werden aus dem Straßenraum (gelb), Nachbarschaftsräumen (rot) und dem Wohnraum (lila) gebildet. Dabei können die verschiedenen Maßstäbe vielschichtig auf bestimmte Probleme reagieren, welche sich aus der vorangegangen Analyse ergeben haben.
Die Erschließung wird als Stellschraube in den drei Maßstäben betrachtet. Von der Straße bis an die Wohnungstür leitet eine alternative Erschließung anders durch das Gebiet und zieht sich konzeptuell wie ein neuer Layer über dieses. So schafft sie im Straßenraum Orte des Zusammenkommens. Die Erschließung ungenutzter Garagen fördert Angebote und Infrastruktur für die Nachbarschaft während die alternative Erschließung der Häuser neue Wohnungsgrößen und -qualitäten generiert.
Es wurden drei EFH-Typologien aus verschiedenen Zeiten betrachtet: ein Siedlerhaus, ein Haus in der Reihe und ein Bungalow. Bei den drei EFH-Typologien wurde das maßstabsübergreifende Konzept anders interpretiert zusammengebracht.
Exemplarisch schaffen kleinere Wohneinheiten Raum für andere Personenkonstellationen als die Kernfamilie. Verschiedene Nutzungen (wie ein Café, Musikzimmer oder eine Arztpraxis) in umgenutzten Garagen führen zu mehr Multifunktionalität innerhalb des Gebiets. Auch auf der Straßenfläche wird Platz für Aktivität und Zusammensein angeboten. So wird die Straße nicht mehr rein dem Auto, sondern auch den Bewohnenden zugeschrieben. Die Maßstäbe bedingen sich gegenseitig und schaffen einen gesamtheitlichen Mehrwert, der stets alle Altersgruppen ansprechen soll.
Um eine langfristige Entwicklung zu zeichnen, stellt die prozesshafte Herangehensweise dar, was sich verändern müsste, um bestimmte Ziele zu erreichen. Meilensteine dieses Prozesses bilden die vorangehende Vermittlungsarbeit, gefolgt von dem beschriebenen Entwurfsbild und mündend in einem perspektivischen Zukunftsbild. Dabei wird deutlich, dass die Rolle der Architekt:innen in diesem Kontext vielfältiger gedacht werden muss. Es gilt das raumaktivierende Potenzial dieser Gebiete hervorzuheben und es in den Diskurs zu integrieren.
Denn der Traum eines großen Teils der Bevölkerung verdient es, ernst genommen zu werden – nicht, um ihn unreflektiert zu erfüllen, sondern um ihn durch neue Lösungen weiterzudenken.
1 Julia Meyer, Redaktion Interhyp, Wohnraumstudie 2021, München
2 Statistisches Bundesamt, Fortschreibung des Wohngebäude- und Wohnungsbestandes – Lange Reihen von 1969 bis 2021
Beschreibung der Besonderheiten
Die Notwendigkeit des ersten Maßstabs ergibt sich aus der einseitigen Verkehrsnutzung der Sraßenflächen, welche eng mit der Monofunktionalität der Einfamilienhausgebiete verknüpft ist. Um die Dominanz des Autos und die toten Flächen zu reduzieren, gilt es die Straßenflächen zu einem vollwertigen Straßenraum umzuwidmen. Dafür sollen neue Qualitäten in Form von Inseln an die Straße angliedern, um den Verkehr zu beruhigen und den Straßenraum neu zu kodieren: Vom toten Straßenraum hin zu Verkehrsberuhigung und Gemeinschaft.
Der zweite Maßstab wirkt dem Fehlen von ergänzenden Angeboten wie Nahversorgung, sozialer Infrastruktur oder kulturellen Einrichtungen innerhalb der Quartiere entgegen. Die starke Autoabhängigkeit und die Monofunktionalität bedingen sich gegenseitig und verstärken die räumliche Isolation. Vor allem im hohen Alter wird dies ein zunehmendes Problem. In der klaren Ausrichtung zur Straße liegt das Potenzial Garagen als Nachbarschaftsräume zu denken. Wie ein Schaufenster zur Straße sollen die neuen Nutzungen sichtbar werden und ebenso wie die Straßenräume ein Angebot für die Nachbarschaft bieten. Da viele SUVs mittlerweile zu groß für die kleinen Garagen sind, werden diese oft lediglich als Stauraum genutzt und eröffnen dadurch den benötigten Raum für andere Nutzungen.
In den durch Monofunktionalität geprägten Gebieten beschränkt sich das Wohnangebot auf die Kernfamilie und deren räumliche Bedürfnisse. Es braucht jedoch dringend vielfältigere Wohnkonzepte, welche den Fokus für den dritten Maßstab bilden. Beispielhaft bedarf es Antworten wie man barrierearme Einheiten im Gebiet zur Verfügung stellen kann. Genauso braucht es kleinere Wohneinheiten, die andere Personenkonstellationen ansprechen. In diesem Maßstab zeigt die typologische Auseinandersetzung mit dem Bestand, dass verschiedene Einfamilienhaustypologien unterschiedliche Voraussetzungen bieten, um spezifische Wohnformen zu realisieren. Es verdeutlicht, dass situationsspezifisch die Qualitäten des Hauses herausgearbeitet und verstärkt werden müssen.
Die Dreiteiligkeit dieser Maßstäbe zeigt, dass gegenseitige Rückkopplungen und Abhängigkeiten zwischen diesen entstehen. So ziehen mehr Angebote eine größere Vielfalt an Menschen an, diese tragen sich erst dann, wenn die Nachfrage stark genug ist. Erst wenn ausreichend passende Wohnangebote vorhanden sind, wird das Gebiet auch für neue Gruppen attraktiv und umgekehrt. Dieser Aspekt der Abhängigkeiten verankert den prozesshaften Ansatz im Entwurf. Einige Entwicklungen können zunächst unabhängig voneinander starten, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt ist die Verwebung der Maßstäbe notwendig. Im gesamten Prozess werden die bestehenden baulichen, sozialen und ökologischen Strukturen konkret beachtet und in dem adaptiven Entwurf gezielt weitergedacht.
Vor dem Hintergrund der klimatischen Entwicklungen scheint die kritische Auseinandersetzung mit dem EFH wie ein blinder Fleck im architektonischen Diskurs. Doch auch mit diesem Bestand muss gearbeitet und umgegangen werden. Kurz als Relation: Wenn in jedem EFH in Deutschland fünf Personen leben würden, könnte die gesamte Bevölkerung Deutschlands darin wohnen.
Das Projekt verdeutlicht grundsätzlich, dass es ein „Umträumen“, ein Umdenken braucht, das nicht durch Verzicht geprägt ist, sondern durch neue Bilder und Möglichkeiten. Analog zum Übergang in eine nächste Traumphase.
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Objektdetails
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